Aktuelle Nachrichen

Erst bekam er ein Busserl auf die Wange, dann forderte ihn Svenja Kruse zum Tanz auf: Der Zuhörer in der ersten Reihe grinste. Doch auch das restliche Publikum erlebte am Dienstag einen aufregenden Abend im Rondellzimmer: Das Swing & Klassik-Schlossensemble garantierte einen „romantischen und bes(ch)wingten Start ins neue Jahr“, wie es in der Veranstaltungsankündigung geheißen hatte.

Frontfrau Svenja Kruse überzeugte mit ihrer leicht und locker klingenden Sopranstimme, die Assoziationen mit einem Opernbesuch weckte und in vielen verschiedenen Variationen zu hören war: mal ausdrucksstark und emotionsgeladen, mit Feuer und Energie, dann wieder sanft und gefühlvoll. Herbert Hutter am Klavier, Werner Güntner am Kontrabass und Gerhard Putz am Schlagzeug rundeten ihren Gesang ab. Und dann war da noch Heike Fischer, die ihrer Violine Erstaunliches entlockte, sie riss das Publikum mit und hin. Zwischendurch trug das Ensemble auch reine Instrumentalnummern vor, von launig bis verträumt.Das Swing & Klassik-Schlossensemble war bereits im April 2016 – passenderweise – im Schloss aufgetreten. Heuer ließen Kruse und Co. ein Neujahrskonzert folgen, das unter folgendem Motto stand: „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein.“ Der Walzer stand also im Vordergrund, „wobei wir auch ein paar andere Rhythmen hinein schummeln“, wie Sopranistin Kruse wissen ließ. Mit ihrer entspannten Art führte sie durch den Abend, feinem Humor jederzeit zugeneigt.Und dann sang sie natürlich. Zum Beispiel von amourösen Gefühlen („Ich bin verliebt, bin so verliebt“) oder von ihren Lippen, die gerade so heiß küssen könnten, dass wohl alles verbrenne.Auch Ausflüge in andere Länder waren inbegriffen, beispielsweise in die Welt des italienischen Komponisten Giacomo Puccini. Kruse präsentierte ein Stück, das von einer jungen Frau erzählt, die einen mäßig wohlhabenden Künstler heiraten will. Ihr Vater ist damit „nicht besonders einverstanden“, weshalb sie ihn unter Druck setzt mit der Drohung, von einer Brücke zu springen. „Niemand packt einen Erpressungsversuch in so schöne Musik wie Puccini“, sagte Kruse augenzwinkernd.Das vielseitige Neujahrskonzert [...] traf den Nerv des Publikums, das mit Applaus nicht sparte.

[Text Simon Stadler, Donaupost; Bild: Johann Festner]

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Die Frau mit der „Fingerspitzenlösung“

Christine Eixenberger begeistert mit ihrem Programm in Rettenbach.

Die Zuschauer klatschen sie zu einer Zugabe auf die Bühne.

Von Peter Barstorfer-Klein, Mittelbayerische Zeitung, 12.Dezember 2018

„Akkurat ist nicht so gut!“, meint Christine Eixenberger in ihrem Lied.

Rettenbach.Ein kabarettistisches Highlight hatte das Rettenbacher Kultur am Höllbach-Team mit dem Auftritt von Christine Eixenberger angekündigt und wahrlich nicht zuviel versprochen. Denn die junge Künstlerin aus Schliersee begeisterte mit ihrem neuen Soloprogramm „Fingerspitzenlösung“ mit tollen Texten und mitreißender Bühnenshow das Publikum im Rettenbacher Hof von der ersten bis zur letzten Minute.

„Servus, Rettenbach, geht’s Eich guad?“, begrüßte Eixenberger die Zuschauer. Sie selbst hatte „ja eine ziemlich schwere Zeit gehabt“, erzählte sie, gesundheitlich angeschlagen war sie gewesen, habe gelitten, schlimmer als bei einer „Männer-Grippe“. Da sei es dann auch wieder aufgekommen, dieses „Warum ich?“-Gefühl. Das könne einen schon oft überkommen, so „wie wenn du als Frau allein beim Sigi an der Bar sitzt“. Oder bei der dritten Kollision mit einer Wildsau. Da sei sie dahingefahren, erzählte Eixenberger, und plötzlich habe es einen Knall gegeben. Wie wenn eine Biogas-Anlage explodiert. Oder „wie wenn ein gwamperter Viertklässler beim Sport-Unterricht ned übern Bock kommt“, erinnerte sich die studierte Grundschullehrerin.

Die Sache mit dem Handy

Nachdem die Kabarettistin kurz die Bühne verlassen hatte, weil bei einem Mann im Publikum das Handy geklingelt hatte und sie das Bedürfnis verspürte, ihn mit einem netten „Schatzi, magst Du mir’s geben und nach dem Unterricht wieder abholen?“ zu ermahnen, kehrte sie zu ihrem Bericht vom Wildsau-Crash zurück. Glücklicherweise hatte sie ihren „Erste-Hilfe-Koffer gegen Schock“ dabei, prall gefüllt mit Süßigkeiten und ein paar Flaschen Pikkolo.

Und dann konnte sie ihren Partner anrufen, den „Ding“. Sie hatte nämlich festgestellt, dass, wenn sie ihn abstrahiert, er ihr nicht mehr so leicht auf die Nerven geht. Nervig seien auch die Radlfahrer, die fahren wie die Wilden und rumklingeln. Das seien übrigens dann „Preißn“. „Denn ein bayerischer Radlfahrer klinglt ned, fährt di‘ zsamm‘ und sagt dann „Obacht!“, weiß Eixenberger aus Erfahrung.

„Taxifahren in Berlin kostet mehr als nur Benzin und fordert mentale Disziplin.“

Christine Eixenberger

Ein heikles Thema ist laut Eixenberger auch Urlaub. Menschen ihrer Generation machten ja nicht Urlaub, sie gingen auf Reisen. So wie ihr jüngerer Bruder. Jüngere Geschwister raubten dir auch die Liebe der Eltern. Deshalb hätte sie ihren Roberti zu Beginn gerne ums Eck gebracht. Doch sie habe auch ihren Urlaubs-Kick gefunden: „Taxifahren in Berlin“. Das koste mehr als nur Benzin und fordere mentale Disziplin, erklärte Eixenberger dem Rettenbacher Publikum in ihrem Lied.

Als sie nun aber doch in den Urlaub wollte, habe sie zusammengepackt – nur das Nötigste, einen Pikkolo natürlich auch – und habe sich für eine ökologische Anreise zum Münchner Flughafen entschieden: mit der Bayerischen Oberlandbahn. Prompt blieb der Zug dann mitten in der Pampa stehen. Und Eixenberger wurde das Opfer ihres „gschissnen Erziehungsvirus“, zumal sich die „Spielvereinigung Sangria“ mit im Abteil befand.

Langeweile kenne sie generell nicht, erklärte sie. Sie könne ja jederzeit zum Edeka-Markt in Miesbach zum Einkaufen gehen. Besonders amüsant sei da, wenn die Kassiererin den nichtbayerischen Kunden ihre Treuepunkt anbietet: „Sammln Sie Bapperl?“

Ü30 bleibt man

Doch zurück zum Wellness-Urlaub, in den Ruheraum der Sauna. Ruhe-Raum, das sei ein Begriff, der in der Regel ad absurdum geführt werde, kritisiert Eixenberger: „So wie Leberkaas, ohne Leber und Kaas. Oder wie CSU.“ Wenn der „Schweige-Fuchs“ nicht mehr hilft, stehe immer noch das „Schweige-Einhorn“ parat – das werde ganz einfach mit dem Mittelfinger gebildet. Sonst hätte man ja nur noch Angst. Angst vor irgendwas.

Darum gebe es ja jetzt auch „Social Freezing“. Hätte da die schockgefrostete Heidi Klum kein Foto mehr? Oder könnte kein Silikon-Baron mehr helfen? Und – eigentlich sei der 30. Geburtstag ja gut, denn Ü30 bleibe man sein Leben lang“, versicherte Christine Eixenberger dem Rettenbacher Publikum, das die Kabarettistin im Anschluss noch zu einer Zugabe auf die Bühne klatschte.

Foto: Barstorfer-Klein

 

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Christian Springer gastierte am Freitag in Brennberg und begeisterte Besucher aus Nah und Fern mit seinem neuen zweistündigem Programm „Alle machen, keiner tut was“.

Brennberg. (gf) „Er hat mir dieses Mal noch besser gefallen als vor zwei Jahren !“, so das Fazit eines Besuchers. Wenngleich es deutlich weniger Besucher beim „Springer-Abend“ als damals waren, erlebten diese einen tollen und rasanten Abend mit vielen Spitzen gegen „die da oben“, aber auch einen versöhnlichen Blick.
„Mir hat es damals schon bei euch gefallen, wie auch heute, und wenn Brennberg dann einen Raumfahrtbahnhof bekommt, ladt’s mich bitte wieder ein“, scherzte der Kabarettist Christian Springer in Brennberg. Denn irgendwohin muss ja der Raumflughafen hin, so Springer frotzelnd angesichts des neuen Raumfahrtprogramms der bayerischen Staatsregierung.
Ja, auf die CSU hat er sich eingeschossen, wenngleich Springer seinen Abend in der Brennberger Turnhalle mit einem Witz über das Publikum begann: „Na, na, na. Was habt’s ihr da wieder z’sammg’wählt!“ Natürlich würde er die CSU am liebsten zum Mond schießen, aber das sei gar nicht mehr notwendig: „Schließlich machen’s das jetzt selber !“ Klar, dass Markus Söders Raumfahrprogramm „Bavaria One“ auch von Springer in allen Facetten ausgemalt und verrissen wurde. „Es gibt jetzt einen Air- and Space-Coordination Officer. Früher war des einfach da Wirtschaftsminister !“ Doch wie passt jemand wie der Pschierer in ein Raumfahrzeug ? Wahrscheinlich trägt er den Raumanzug schon unterm Unterhemd, frotzelte Springer weiter. „Wohnungen hamma ned, oba zum Mond flieg’ ma rauf !“ Trotz all seiner Kritik liebe er Bayern und sei auch durch und durch ein Bayer. Gerade deswegen müsse man auch kritisch mit der Regierung umgehen. Auf seinen 80-seitigen Brief an den damaligen Ministerpräsidenten Seehofer eingehend, erzählte Springer, dieser habe bei einem kürzlichen Treffen gefragt, warum er denn an Söder noch keinen verfasst habe. Aber das habe er natürlich nicht mitbekommen, denn ihn hams „davong’haut, nach Berlin. Bis er seine Heimat wiedersieht, so vielleicht die Hoffnung der Nachfolger, kann er sich direkt in Regensburg in seine Vitrine ins Haus der Bayerischen Geschichte stellen.“ Skeptisch bewertet Springer die Aussage Seehofers, Söder sei das Beste, was Bayern zu bieten habe. „Wenn des so ist, dann wander ich aus, nach Nordkorea !“ Habe man sich früher als Kabarettist noch lustige Sache einfallen lassen müssen, müsse man heute nur mehr erzählen, was „die da oben“ so treiben. „Die machen jetzt Kabarett !“ Kritisch geht Springer auch mit Söders Kreuzerlass um, und ihm stünde dies als einem von insgesamt nur mehr drei katholischen Kabarettisten auch zu. „Das Problem: Das kommt nicht vom Herzen – und das regt mich auf.“ Springer regt sich an diesem Abend noch viel auf und die Besucher danken es ihm mit viel Applaus und Gelächter von Anfang bis Ende. Von der Wohnraumproblematik bis in die USA, von den Stahlarbeitern und richtigen Männern am Grill, von Werten bis zu geheimen Plänen der Staatsregierung hinsichtlich der Obergrenze bei Touristen, vom Diesel-Abgasskandal bis zu den Chinesen erstreckt sich sein Programm, das mit dem Titel „Alle machen, keiner tut was“ aber auch Mut macht. Mut, aufzustehen und nicht alles hinzunehmen. Im zweiten Teil seines Programms wird er dann auch nachdenklich: Er erzählt ein Märchen aus dem Orient und er bedankt sich am Ende auch bei der CSU. Denn durch seine Hilfsorganisation wird auch eine Zusammenarbeit mit der Staatsregierung möglich, wo man Hand in Hand ein Werkshaus für Buben und Mädchen eröffnete, gefördert von der bayerischen Staatsregierung. Hier verbringen die Flüchtlinge nicht nur Jahre im Exil, sondern können auch ein Handwerk erlernen. „In Sichtweite der syrischen Grenze geht das“, so Springer, „zu Hause ist dann wieder jeder in seiner Profession unterwegs.“ Dennoch ist Springer auch dankbar. Dankbar, hier zu leben, dankbar, diesen Beruf ausüben zu können, was in vielen anderen Ländern auf der Welt nicht ginge: ein unglaubliches Gut, die Demokratie. Und er bat die Besucher auch um Erlaubnis, vom Libanon zu erzählen. Einem Land, in dem vier Millionen Einwohner leben und 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen wurden. Jedoch zieht sich die Weltgemeinschaft immer mehr aus der Hilfe für das Kriegsgebiet zurück und es fehlt an allem. Was vielen nicht klar sei: Syriens Staatschef sei gar nicht bestrebt, die Flüchtlinge wieder aufzunehmen: Bei 40 000 bis 50 000 Anträgen auf Feststellung der Staatszugehörigkeit erhielten bislang 68 Personen Ersatzpapiere und durften zurück in ihr Land. Dort ist jedes vierte Haus zerstört und Präsident Assad betonte jüngst, er könne sich das Land auch mit zehn Millionen Einwohnern vorstellen. Einst waren es 22 Millionen. Mit seinem neuen Büchlein „Wir müssen Freiheit aushalten“ empfahl Springer sich an den Autogrammtisch, jedoch nicht, ohne auch wieder allen Mut zu machen: „Angesichts der vielen Ungerechtigkeiten bin ich aber nicht frustriert, höchstens wütend.“ Und auch im Libanon, wo er regelmäßig ist, gibt es wie auch in seinem Leben und seiner Familie viele Menschen, die trösten. „Und wissen’s, einer lacht immer.“ Mit der skurrilen Geschichte von der Mimose und dem Kampf um Lieder bei seiner Zugabe machte er allen Mut, wirklich zu machen.

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Die Brezners

Theater Die ausverkaufte Premiere von “Arsen und Spitzenhäubchen” in Brennberg war ein voller Erfolg. 150 Gäste feierten das Ensemble.

Von Resi Beiderbeck

BRENNBERG. Regisseur Georg Blüml ist mit der “Brennbergischen Fassung” von “Arsen und Spitzenhäubchen” ein Meisterstück gelungen. Das Publikum war bei der Premiere am Freitag begeistert. Köstlich zu beobachten sind in ihrem rührend arglosen Agieren etwa die Polizisten Hundhammer (Stefan Schichtl), Feigl (Johannes Oettl) und Fröschl (Jakob Berg). Letzterer ist nebenberuflich Bühnenautor. Und so nutzt er den Fall, der sich auf der Bühne zuträgt, gleich zur Recherche für sein Kriminalstück “Blutiges Brennberg” und treibt damit den Theaterkritiker Wendelin Brezner (Toni Berg) schier in den Wahnsinn. Dabei hat der Brezner-Neffe ohnehin genug damit zu tun, seine ständig wechselnden Befindlichkeiten zu sortieren.

Leiche in der Fensterbank Gerade noch turtelte er noch mit der bezaubernden Pfarrersnichte und machte ihr im Überschwang der Gefühle sogar einen Heiratsantrag - und Minuten später packt ihn die schiere Panik, weil er eine mausetote Leiche in der Fensterbank entdeckt. Sein Entsetzen wird nicht geringer, als er erkennen muss, dass seine Tanten darüber kein bisschen verwundert, geschweige denn beunruhigt sind.

Gänzlich unberührt von wechselnden Moden tragen diese noch immer die schrillen Kleider der 70er-Jahre und auch das Interieur ihres Hauses ist eindeutig “Seventies”. In dieser grün-orangefarbenen Kulisse sprühen die wunderbar dargestellten Brezner-Schwestern Lisbeth (Olga Wanninger) und Annamirl (Renate Brandl) geradezu vor Menschenfreundlichkeit. In tief empfundener “Nächstenliebe” killen sie einen “möbilierten Herrn” nach dem anderen.

Wie geschickt sie dabei vorgehen, demonstrieren sie ungeniert an Herrn Klein (Hans Schreier). Ihre Opfer pflegen sie mit einer ganz speziellen Mischung ins Jenseits zu befördern: “Auf vier Liter Holunderwein nehmen wir einen Teelöffel Arsen, einen halben Teelöffel Strychnin und eine Prise Zyankali”, verraten sie treuherzig. Genau so gut verstehen sie sich aufs Backen, ist doch Monsignore Averbeck (Hans-Michael Schreier) nur wegen der wunderbaren Plätzchen ständig bei ihnen zum Kaffee und um die feine Quitten-Konfitüre zu verköstigen. “Wir tun immer ein Stückchen Apfel dazu, das nimmt den Quitten die Säure”, erklären die Tanten. Die Theaterbesucher können das selber probieren. Zu “blutrotem Hollerglühwein” werden “Quittenplatzerl” angeboten, gefüllt mit Konfitüre aus heimischen Früchten. Liebe zum Detail ist allgegenwärtig beim Burgtheater. Das reicht bis zur Prilblumen-Deko. “Nur so kann es ein stimmiges Gesamtbild ergeben” erklärt Regisseur Georg Blüml.

Schwierig war es, die Kulisse der Handlung anzupassen. Die Realisierung des komplizierten Bühnenbildes mit einem Fenster und vier Türen im stimmungsvollen, aber verwinkelten Burgstadl war anspruchsvoll. “Dennoch hat die Heldengemeinde Brennberg mit vereinten Kräften das Unmögliche geschafft: Wir haben ein Keller-, ein Erd- und sogar noch ein Obergeschoss”, lobt Blüml. Die im Hintergrund notwendige Konstruktion von Leitern und Hühnersteigen, um dieses Bühnenbild auch zu erschließen, ist durchaus abenteuerlich und verlangt den Darstellern geradezu akrobatische Fähigkeiten ab.

Furchterregende Maske Gruselig wird es, als der verschollen geglaubte Neffe Ludwig, alias “Blutwig”, auftaucht. Thomas Buchhauser - in der Maske bis zur Unkenntlichkeit verändert - verkörpert diese furchterregende Figur beeindruckend. Die Gefahr ist allgegenwärtig auf der Burgstadl-Bühne. Kann Dr. Süß (Irmgard Sauerer) dem Spuk ein Ende machen? Das werden die Besucher der so gut wie ausverkauften Vorstellungen am 27. und 28. Oktober, 3. und 4. November, erleben. Restplätze können bei der VG Wörth nachgefragt werden.

Die Inszenierung ist Teil der Veranstaltungsreihe Kultur.Erbe 2018 des Landkreises Regensburg. Schirmherrin Tanja Schweiger zeigte sich begeistert vom Esprit der Aufführung und vom Flair im Burgstadl, den in diesen Tagen Theaterluft umweht.

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Autor und Regisseur Georg Blümel mit den Brezner-Schwestern

Voller Erfolg für „Arsen und Spitzenhäubchen“ – Premierenwochenende war ausverkauft

Brennberg. (gf) Tosenden Applaus und viel anerkennendes Echo gab es für das Premierenwochenende der Brennberger Fassung von „Arsen und Spitzenhäubchen“ nach einer Neufassung von Georg Blüml. Knapp 500 Besucher besuchten das Premierenwochenende.
Aus dem klassischen Krimi mit Cary Grant wurde so eine temporeiche, packende aber auch durchweg lustige Oberpfälzer Krimikomödie, bei der die Laiendarsteller zur Höchstform aufliefen. Die Bühne im Burgstadel musste erweitert, umgebaut und mit vielen Auf- und Abgängen versehen werden, spielt dieses Stück doch auf drei Ebenen: Keller, Hauptbühne und Obergeschoss, in die eine nur allzu enge Treppe führt.
Das Gefühl, mittendrin zu sein

Bewundernswert ist das Tempo, in dem gespielt wird und sich die Darsteller auf die ganzen „Hindernisse“ konzentrieren. So kamen mal die Schauspieler durchs Fenster vom „Friedhof“ nebenan oder gleich durchs Publikum vom Haupteingang her, was den Besuchern das Gefühl vermittelte, mitten im Geschehen zu sein. So auch, wenn Franz Josef Strauß seine Informationen aus der bayerischen Staatsregierung direkt an die Besucher richtet. Dabei hatte der Münchner Regisseur – auch mit Hilfe seiner Assistentinnen Helga und Sylvia, die sich auch um die passenden Kostüme kümmerten – wieder ein gutes Händchen für die Schauspieler, die in ihren Rollen so richtig aufgehen konnten. Angefangen bei den unbedarften Polizisten Hundhammer (Stefan Schichtl) und Feigl (Johannes Oettl), die in ihren Rollen auch den Oberpfälzer Dialekt persiflieren, über den Polizeianwärter Fröschl (Jakob Berg), der sich als Bühnenautor gibt und mit seinem Stück „Blutiges Brennberg“ alle in den Wahnsinn treibt, bis hin zur grimmigen Oberkommissarin Groll (Franziska Adlhoch), die nur zu gerne den „Sumpf in Brennberg“ austrocknen will.
Maskenbildnerin zeigte großes Können

Gruselig wird es, als der der längst verschollen geglaubte Neffe (B)-Ludwig erscheint, bei dem Maskenbildnerin Michaela Frieser all ihre Kunst zeigt. Er betritt zusammen die Bühne mit Dr. Schönfärber (Michael Weber), einem allzu zartfühlenden plastischen Chirurgen, der erst inspiriert werden muss, „dann sitzt auch jeder Abnäher“. Im ersten Akt überzeugten auch Hans Michael Schreier als Monsignore Averbeck und Hans Schreier, der zimmersuchend als älterer Herr beinahe den warmherzigen Schwestern in die Schlinge geht. In den Hauptrollen brillieren Toni Berg als weltmännischer Theaterkritiker Wendel Pretzener, der sich in die hübsche Elena (Daniela Schiegl) verliebt, bis er völlig unbedarft auf der Fensterbank eine Leiche entdeckt und nur zu gerne den Heiratsantrag wieder rückgängig machen will ... Die Not ist ihm anzukennen, insbesondere als er merkt, dass seine beiden Tantchen Annemarie und Elisabeth gar nicht so liebenswürdig sind, wie sie sich zeigen. In die Rollen der beiden Schwestern in ihrer skurrilen Siebziger-Jahre-Aufmachung schlüpfen Renate Hirschberger und Olga Wanninger. Einfach nur fantastisch, den beiden Frauen zuzusehen. Überragend auch Klaus Wenk in seiner Rolle als „Franz Josef Strauß“. Eine echte Überraschung war auch der Auftritt der Gemeindechefin Irmgard Sauerer, die im Stück die Leiterin der Klinik Seeligental spielt und deren Ähnlichkeit mit der Staatschefin Merkel ebenso unverkennbar ist. Kein Wunder, dass alle knapp 500 Besucher ebenso begeistert waren wie die Schirmherrin Tanja Schweiger, die es sich nicht nehmen ließ, nach einem anstrengendem Abend noch bei der Premiere vorbeizuschauen und allen zum Erfolg gratulierte. Und selbst der SZ-Feuilletonkritiker Egbert Toll war erneut begeistert. Das Stück wird nochmals am 27. und 28. Oktober sowie am 3. und 4. November aufgeführt.

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Ein angemessener Raum für die Referenz an historische Ereignisse und Entwicklungen: Das hochfürstliche Rondellzimmer im Schloss ist der ideale Ort für die Spurensuche im großen Feld der Vergangenheit und für die Suche nach Zeugnissen, die eine Vorstellung von den einstigen sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen ermöglichen. Professor Franz Fuchs, Inhaber des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte und historische Grundwissenschaften an der Universität Würzburg, öffnete am Freitag im Rahmen der „K.i.W.“-Reihe „Reden über Wörth“ die umfangreiche Dokumentation alter Aufzeichnungen.

Die erste Rückblende vor drei Jahren konzentrierte sich auf die kirchlichen Schriften, sein zweiter Streifzug durch die Annalen nahm die Besucher mit auf eine unterhaltsame, spannende und fesselnde Zeitreise in die Epoche des Mittelalters. „Gut und wertvoll“ sind nach der Bewertung von Professor Fuchs diese heimatkundlichen Überlieferungen, die „sehr detailreich“ Aufschluss geben über die Herrschaft Wörth und zum Teil sogar lückenlos vorhanden seien. Nur ausgewertet wären sie noch nicht.

Sorgfältige Buchführung

Verfasser dieser Belege, denen insbesondere die Archivare des Fürstlichen Hauses „den Weg in die Papiermühlen“ erspart hätten, war nach Darstellung des gebürtigen Wörthers der Straubinger Landschreiber Hans Kastenmeier, der Anfang des 15. Jahrhunderts in den Diensten der Wittelsbacher stand und sorgfältig Buch geführt habe über die Einnahmen und Ausgaben seines Arbeitgebers. Ein nicht unwesentlicher Aspekt in diesem Zusammenhang: Der Wert der Währungen, ob Schilling oder Kreuzer, war regional sehr unterschiedlich. Einige Rechnungen, anno 1421 ausgestellt, bezogen sich auf die Kosten für den Unterhalt des Schlosses. Die Löhne für Zimmermänner, Schlosser und Bauhandwerker, die mit der Verbesserung der Bausubstanz beauftragt wurden, befinden sich in diesen Verzeichnissen, ebenso für die Burghüter und Torwärter, die die Anlage bewachen und beschützen mussten; Sorge getragen wurde zudem für die Altersversorgung von frommen Menschen, die sich dem Gebet widmeten und für das Seelenheil verstorbener Menschen zuständig waren. Die Untergebenen wurden nicht nur verpflegt und versorgt, sondern sogar eingekleidet: „Alles, was Ausgaben verursacht, taucht in diesen Rechnungen auf.“

Dazu gehörte unter anderem auch der finanzielle Aufwand für die Verwaltung, für die Medizin, die zur Behandlung kranker Rösser benötigt wurde, und für den Weinanbau. Das veredelte Getränk hätten die Straubinger Herzöge jedenfalls als guten Tropfen sehr geschätzt. Sogar ein fachkundiger Weinmeister befand sich in Lohn und Brot, der für die Kontrolle der Rebstöcke und für die Qualität des gefragten Produkts zuständig war. Das Wirtschaftsjahr, erwähnte er, umfasste die zwölf Monate zwischen dem „St. Michaelstag“ am 29. September. Hinweise finden sich auf die 130 Hausbesitzer in Wörth, die dem Regensburger Bischof gegenüber ihre Steuerpflicht zu erfüllen hatten. „Sie gehörten eindeutig zu den besser verdienenden Einwohnern“, erklärte Professor Franz Fuchs mit der Feststellung, dass die Eintragungen im Salbuch über die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle auch Rückschlüsse auf die demografische Entwicklung der Bevölkerung ermöglichen.

Strafen für Streithansel

Ein Kapitel beschreibt die Geldstrafen für Streithansel, die wegen der Verstöße gegen Recht und Gesetz zur Rechenschaft gezogen wurden. Der Bereich Kleinkriminalität hat den Landrichter, der in der ganzen Region unterwegs war, offensichtlich ziemlich stark in Anspruch genommen. Die Tabelle der Delikte führten nach den Erkenntnissen von Professor Franz Fuchs die Raufereien in den Wirtshäusern an. Meinungsverschiedenheiten wurden nicht eben selten mit den Fäusten und Maßkrügen ausgetragen. Bedenkliche Umgangsformen gab es - wie etwa im Weiler Waxenberg - öfter auch in der Nachbarschaft. Gerade Frauen wären sich häufig in die Haare geraten, sie seien nach der Anklage „friedbrüchig“ geworden und hätten bei ihren Streitgesprächen ungebührliche Beschimpfungen verwendet. [...]

[Sepp Raith, Donau-Post]

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Ein brechend voller Saal im Landgasthof Fischer war am Samstagabend der Lohn für Isabella Binder, der Organisatorin des diesjährigen Donau-Wald-Brettls in Pfatter. Musikanten, Sänger und Theaterspieler aus den sechs kulturell zusammenarbeitenden Gemeinden Pfatter, Wörth, Wiesent, Brennberg, Rettenbach und Bernhardswald gaben sich ein Stelldichein.


Durch den Abend führte mit launigen Worten Christoph Ebner, der Vorsitzende des Arbeitskreises Kultur der Gemeinde Pfatter. Pfatters Bürgermeister Jürgen Koch begrüßte auch seine Bürgermeisterkolleginnen und –kollegen Elisabeth Kerscher aus Wiesent, Alois Hamperl aus Brennberg und Werner Fischer aus Bernhardswald. „Der Rothfischer von Wörth hat offensichtlich die Fähre über die Donau nicht erwischt,“ entschuldigte er launig die Abwesenden, „und die Brennberger haben selbst eine große Veranstaltung“.

Der Eingangswunsch von Christoph Ebner für einen schönen, unterhaltsamen und abwechslungsreichen Wirtshausabend erfüllte sich voll und ganz: Den Anfang machte die Gastgebergemeinde mit ihrem Aushängeschild, dem Landfrauenchor unter Leitung von Elvira Forster-Schafberger und deren Gitarrenbegleiter Sigi Weinberger. Mit dem passend auf den Abend umgetexteten „Heit kemma d`Leit vo überoll her“, der Jagerei und natürlich den vom Vater des Moderators geschriebenen Lied von den „Pfadara Maschn“ gelang ihnen ein hervorragender Einstieg. Dann ging es gleich über die Donau zu den „Wiesenter Hundsbuam“ Luis und Vitus Hofmann sowie Fabian Seppenhauser, die sich nicht nur aufgrund ihres bayerischen Gwands, sondern auch mit drei gern gehörten Volksmusikstückln auf der Trompete, der Steirischen und der Tuba in die Herzen des Publikums spielten. Sie kamen nicht um eine Zugabe herum, spontan intonierten sie das „Hans bleib do“.


Mit Hackbrett und Klavier

Eine ganz andere Schiene fuhren Manuela Schnettler und Barbara Keil aus Wörth, bekannt als „Drunter und Drüber“. Mit Hackbrett und Klavier brachten sie die Sonate in H-Moll von O. Rieding zu Gehör, um anschließend „gut behütet“ in die Manege des Zirkus Renz einzutauchen – das Publikum war begeistert.

Die Familie Schwinger, besser bekannt als Höllbach-Blosn, kam anschließend zum Einsatz. Fast hätte der Chef Roman den Auftritt verpasst, musste er doch zuhause in Rettenbach als Mesner und Pfarrgemeinderatssprecher beim Ehejubiläum den „Rosenkavalier“ spielen. Mit schmissiger bayerisch-böhmischer Blas- und Wirtshausmusik brachten sie so richtig Stimmung in den Saal.

Auf die Wallfahrt begaben sich anschließend der Bernhardswalder Bürgermeister als „Brenner“ und sein Spezl Peter Scheubeck als „Michl“, beide Mitglieder der Theatergruppe Kürn. Dass dieser Sketch ein unerwartetes Ende nahm, dürfte dabei nicht verwundern.

Den ersten Teil der Veranstaltung beendeten junge Musiker aus Rettenbach. Die Geschwister Daniel, Lukas und Sandra Baumann bewiesen mit Gitarre, E-Gitarre und Keyboard ihr musikalisches Talent als „D´Mofa-Rocker“. Der Älteste der Gruppe, der 14-jährige Daniel, hat schon drei Mal erste Preise bei „Jugend musiziert“ und einen 2. Platz beim Landeswettbewerb gemacht, beim ihm ging auf der E-Gitarre so richtig die Post ab. Seine 10-jährige Schwester steht ihm offensichtlich in nichts nach, die Gitarristin holte sich dieses Jahr ebenfalls einen ersten Platz bei „Jugend musiziert“.

Den Auftakt zur zweiten Brettl-Hälfte machte der Liederkranz Geisling unter Leitung von Theo Stadler, begleitet von Jean-Pierre Gilson am Piano. Bei einem Potpourri alter Schlager ging man mit dem gemischten Chor schön bummeln - denn bekanntlich ist man in der Nacht nicht gerne alleine - um dann mit Salome einmal ein Wunder geschehen zu lassen. Ganz authentisch mit dem Pistolenschuss präsentierte der Chor anschließend den „Kriminal-Tango“, um dann mit Hubert von Goisern´s „Heast das net wia de Zeit vogeht“ ganz nachdenklich zu stimmen.

Nicht nur boarisch

Das Kontrastprogramm dazu bot „Bright Beat“, eine Jugendband von 15- bis 17-Jährigen aus Brennberg. Lena Bauer (Schlagzeug), Sebastian Fink (Leadgitarre), Patrick Lehner (Bass), David Nägelsbach (Rhythmusgitarre) und Elias Wenk (Gesang) präsentierten Titel von den Beatles und CCR, hier forderte das Publikum eine Zugabe, die mit „A hard days night“ von den Beatles auch gerne gegeben wurde. Irische Musik auf ihre ganz eigene Art boten die „Drunken Lord´z“ aus Wörth an der Donau. Marion Weickl an der Querflöte, Tino Hahn als stimmungsgewaltiger Sänger und Gitarrist, Tom Hebauer am Akkordeon und Michael Piechottka im Kilt und mit dem Cajon nahmen mit ihrem flotten Rhythmus die Besucher mit auf die Grüne Insel.

Frotzlade Weiba


Die bayerische Alternative, die „frotzladn Weiba“ Elke und Carola mit dem „dürren Hagl“ Sigi – dem Wiesenter David Garret – hatten die Lacher auf ihrer Seite. Beim Hausiererlied offerierten sie Isabella Binder einen mordsdrum Strick für ihren grantigen Mo, frisch aufgespielt wurde beim steirischen Landler, um dann zu beweisen, dass ein Aperol im Lintelo, eine Maß auf dem Gäubodenvolksfest, das Nacktbaden am Almer Weiher und ein Platz auf der Walhalla „an schena Summa dahoam“ ausmacht. Erst nach der Zugabe vom „Bsuffan Bauernvaich“ durften die drei Wiesenter von der Bühne.

Das Sahnehäubchen bildete der letzte Vortrag, hier zeigte die Höllbach Blosn, dass sie auch Country und Rock´n Roll drauf hat. Frenetischen Applaus erntete dabei Elmar Schwinger mit seiner Wahnsinns-Bassstimme und den Songs von Elvis Presley und Jonny Cash. „Cash hat Jahrzehnte, viel Whisky und Zigaretten gebraucht, um seine unverkennbare Stimme zu bekommen, der junge Schwinger hat sie schon mit 17 Jahren“, so die anerkennende und begeisterte Aussage von Chorleiter Stadler. Dass die Burschen nicht um Zugaben herumkamen, versteht sich dabei fast von selbst.

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Am Samstag im Bürgersaal geben Hofbauer und Martin Langer, die zusammen die „Folsom Prison Band“ bilden, dieses fröhliche Stück zum Besten. Hofbauer lässt seine sonore Stimme erschallen, Langer tänzelt über die Bühne, geht immer wieder leicht in die Knie, wippt, dreht sich. Schwungvoll zupfen die Musiker an ihren Blechgitarren, die Finger wuseln sündhaft schnell über die Griffbretter. Die Instrumente aus Blech entstammen den Zwanzigerjahren, sie wurden damals so gebaut, dass sie gegen Trompeten oder Geigen ankommen können – und sie waren so stabil, dass man sie beim Aufspringen beruhigt auf einen Güterzug schmeißen konnte.

Der quirlige Sound der Gitarren und der volltönende Gesang infizieren das Publikum im Bürgersaal mit Heiterkeit. Die Zuhörer, die vereinzelt gar Cowboystiefel tragen, klatschen mit und singen mit, wiegen ihre Körper im Takt. Einer filmt mit dem Handy.

So kann Country natürlich sein: lustig, voller Energie. Jedoch: Country kann auch anders sein.

„Mein Großvater stammt aus Philadelphia“, erzählt Hofbauer, „diese Musik war seit jeher mein Ding, Amerika war der Sehnsuchtsort. Als ich die Sprache immer besser gelernt habe, habe ich aber gemerkt, dass es in vielen dieser Lieder um ganz üble Dinge geht, um Mord, Totschlag, verlorene Liebe, das Verlassenwerden. Mir wurde klar, dass Amerika vielleicht doch nicht so lustig ist.“ Das sei fast wie heute, meint Hofbauer, „da müsste ich auch nicht unbedingt rüber“.

Mehr muss er gar nicht sagen. Auch bei Johnny Cash sei das so gewesen, auch der habe eine „dunkle Seite“ gehabt, sagt Hofbauer, der – passenderweise – einen schwarzen Cowboyhut, einen schwarzen Mantel und eine schwarze Hose trägt; in der Hand hält er meist eine schwarze Gitarre. Ein „Man in Black“. Wie Cash, der König der Country-Musik, der schon zu Lebzeiten für unsterblich erklärt wurde, was ihm gegen den Tod im engeren Sinne wenig half: 2003 starb er in Nashville. Die „Folsom Prison Band“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, sein Lebenswerk zu ehren und fortzuführen.

Auftritt im Gefängnis

Schon der Name ist ja eine Hommage. „At Folsom Prison“, so heißt das legendäre Knast-Album, das der Großmeister 1958 in einer Haftanstalt in Kalifornien aufnahm. Cash war auch mal in Landsberg am Lech, als US-Soldat, auch dort gibt es ja ein Gefängnis. Und dort, so erzählt es Hofbauer, trat die „Folsom Prison Band“ auf – kurz nach der Entlassung von Uli Hoeneß. In einem „furchtbar greislichen“ Speisesaal sei das gewesen, die Häftlinge saßen in der ersten Reihe, die Wärter standen hinten. „Jedes Augenpaar hat eine Geschichte erzählt“, so Hofbauer, „das war unser bestes Publikum.“ Die Szenerie war grell beschienen vom Neonlicht. Um diese Atmosphäre nachvollziehbar zu machen, muss Kultur-in-Wörth-Chef Johann Festner am Samstag im Bürgersaal sämtliche Lichter einschalten. Hofbauer und Langer präsentieren dann den Song „Folsom Prison Blues“, der sich mit der Frage beschäftigt, was das abgrundtief schlimmste Verbrechen ist, das es geben kann. Antwort: jemandem beim Sterben zuschauen.Das Verbrechen hat Cash fasziniert, er hat sich gerne als Rebell inszeniert, was sich in seinem Werk niederschlägt. Das Lied „The Long Black Veil“ erzählt zum Beispiel aus der Perspektive eines Mannes, der eines Überfalls bezichtigt wird. Er ist unschuldig, in der Tatnacht war er bei der Frau seines besten Freundes.Er lässt sich aufhängen.

Die Religion gab ihm Halt

Am Samstag sind einige Lieder zu hören, in denen etwas Melancholisches mitschwingt. Zum Beispiel „I Guess, Things Happen This Way“. Die Kernaussage: Eine Frau hast du nur vorübergehend, irgendwann ist sie weg, aber mei, das ist halt so.Wichtig war Cash die Religion, sie gab ihm Halt. Sein Stück „Daddy Sang The Bass“, inspiriert vom Gospel, nimmt Bezug auf eine Zeit, in der Familien noch zusammen musizierten, so dass es meilenweit zu hören war. Die Musik hilft einer sorgenvollen Seele, heißt es an einer Stelle.

Auch die Weggefährten der Legende Cash kommen im Programm der Band vor: Buddy Holly, Willie Nelson. Von Letzterem stammt das Stück „Me And Paul“, es erzählt vom Tour-Leben, von den Whisky-Fluten, die dazu führen, dass man am Morgen danach nicht mehr weiß, ob man es überhaupt auf die Bühne geschafft hat. Eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Cash sei die Generation vor ihm gewesen, allen voran Hank Williams, sagt Hofbauer. Williams starb mit 29 Jahren auf der Rückbank eines Autos. Sturzbetrunken. Und übrigens alleine.

Einmal sagt Hofbauer: „Jetzt wäre ein Lagerfeuer schön.“ Die Brandschutzbestimmungen der Stadt Wörth gestatten das natürlich nicht. Aber der Mensch, so Hofbauer, könne sich ja zum Glück an Orte träumen. Und wenn das Duo dann zu spielen beginnt, mit Banjos und Gitarren, erscheinen vor dem inneren Auge tatsächlich knisternde Flammen.

Ein wohlig-warmes Lagerfeuer, irgendwo am Mississipi.

[Text und Bild: Simon Stadler, Donau-Post]

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