Aktuelle Nachrichen

Am Samstag im Bürgersaal geben Hofbauer und Martin Langer, die zusammen die „Folsom Prison Band“ bilden, dieses fröhliche Stück zum Besten. Hofbauer lässt seine sonore Stimme erschallen, Langer tänzelt über die Bühne, geht immer wieder leicht in die Knie, wippt, dreht sich. Schwungvoll zupfen die Musiker an ihren Blechgitarren, die Finger wuseln sündhaft schnell über die Griffbretter. Die Instrumente aus Blech entstammen den Zwanzigerjahren, sie wurden damals so gebaut, dass sie gegen Trompeten oder Geigen ankommen können – und sie waren so stabil, dass man sie beim Aufspringen beruhigt auf einen Güterzug schmeißen konnte.

Der quirlige Sound der Gitarren und der volltönende Gesang infizieren das Publikum im Bürgersaal mit Heiterkeit. Die Zuhörer, die vereinzelt gar Cowboystiefel tragen, klatschen mit und singen mit, wiegen ihre Körper im Takt. Einer filmt mit dem Handy.

So kann Country natürlich sein: lustig, voller Energie. Jedoch: Country kann auch anders sein.

„Mein Großvater stammt aus Philadelphia“, erzählt Hofbauer, „diese Musik war seit jeher mein Ding, Amerika war der Sehnsuchtsort. Als ich die Sprache immer besser gelernt habe, habe ich aber gemerkt, dass es in vielen dieser Lieder um ganz üble Dinge geht, um Mord, Totschlag, verlorene Liebe, das Verlassenwerden. Mir wurde klar, dass Amerika vielleicht doch nicht so lustig ist.“ Das sei fast wie heute, meint Hofbauer, „da müsste ich auch nicht unbedingt rüber“.

Mehr muss er gar nicht sagen. Auch bei Johnny Cash sei das so gewesen, auch der habe eine „dunkle Seite“ gehabt, sagt Hofbauer, der – passenderweise – einen schwarzen Cowboyhut, einen schwarzen Mantel und eine schwarze Hose trägt; in der Hand hält er meist eine schwarze Gitarre. Ein „Man in Black“. Wie Cash, der König der Country-Musik, der schon zu Lebzeiten für unsterblich erklärt wurde, was ihm gegen den Tod im engeren Sinne wenig half: 2003 starb er in Nashville. Die „Folsom Prison Band“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, sein Lebenswerk zu ehren und fortzuführen.

Auftritt im Gefängnis

Schon der Name ist ja eine Hommage. „At Folsom Prison“, so heißt das legendäre Knast-Album, das der Großmeister 1958 in einer Haftanstalt in Kalifornien aufnahm. Cash war auch mal in Landsberg am Lech, als US-Soldat, auch dort gibt es ja ein Gefängnis. Und dort, so erzählt es Hofbauer, trat die „Folsom Prison Band“ auf – kurz nach der Entlassung von Uli Hoeneß. In einem „furchtbar greislichen“ Speisesaal sei das gewesen, die Häftlinge saßen in der ersten Reihe, die Wärter standen hinten. „Jedes Augenpaar hat eine Geschichte erzählt“, so Hofbauer, „das war unser bestes Publikum.“ Die Szenerie war grell beschienen vom Neonlicht. Um diese Atmosphäre nachvollziehbar zu machen, muss Kultur-in-Wörth-Chef Johann Festner am Samstag im Bürgersaal sämtliche Lichter einschalten. Hofbauer und Langer präsentieren dann den Song „Folsom Prison Blues“, der sich mit der Frage beschäftigt, was das abgrundtief schlimmste Verbrechen ist, das es geben kann. Antwort: jemandem beim Sterben zuschauen.Das Verbrechen hat Cash fasziniert, er hat sich gerne als Rebell inszeniert, was sich in seinem Werk niederschlägt. Das Lied „The Long Black Veil“ erzählt zum Beispiel aus der Perspektive eines Mannes, der eines Überfalls bezichtigt wird. Er ist unschuldig, in der Tatnacht war er bei der Frau seines besten Freundes.Er lässt sich aufhängen.

Die Religion gab ihm Halt

Am Samstag sind einige Lieder zu hören, in denen etwas Melancholisches mitschwingt. Zum Beispiel „I Guess, Things Happen This Way“. Die Kernaussage: Eine Frau hast du nur vorübergehend, irgendwann ist sie weg, aber mei, das ist halt so.Wichtig war Cash die Religion, sie gab ihm Halt. Sein Stück „Daddy Sang The Bass“, inspiriert vom Gospel, nimmt Bezug auf eine Zeit, in der Familien noch zusammen musizierten, so dass es meilenweit zu hören war. Die Musik hilft einer sorgenvollen Seele, heißt es an einer Stelle.

Auch die Weggefährten der Legende Cash kommen im Programm der Band vor: Buddy Holly, Willie Nelson. Von Letzterem stammt das Stück „Me And Paul“, es erzählt vom Tour-Leben, von den Whisky-Fluten, die dazu führen, dass man am Morgen danach nicht mehr weiß, ob man es überhaupt auf die Bühne geschafft hat. Eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Cash sei die Generation vor ihm gewesen, allen voran Hank Williams, sagt Hofbauer. Williams starb mit 29 Jahren auf der Rückbank eines Autos. Sturzbetrunken. Und übrigens alleine.

Einmal sagt Hofbauer: „Jetzt wäre ein Lagerfeuer schön.“ Die Brandschutzbestimmungen der Stadt Wörth gestatten das natürlich nicht. Aber der Mensch, so Hofbauer, könne sich ja zum Glück an Orte träumen. Und wenn das Duo dann zu spielen beginnt, mit Banjos und Gitarren, erscheinen vor dem inneren Auge tatsächlich knisternde Flammen.

Ein wohlig-warmes Lagerfeuer, irgendwo am Mississipi.

[Text und Bild: Simon Stadler, Donau-Post]

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Bei der ersten Sitzweil nach der langen Sommerpause gab es am Dienstagabend ein volles Haus im Gasthof Hanauer. Nicht nur viele Besucher aus Pfatter und der Umgebung, sondern auch zahlreiche Musikanten gaben sich ein Stell-dich-ein. Organisiert wird der Hoigoatn, der von Oktober bis April jeden zweiten Dienstag im Monat stattfindet, von Franz Binder über den Arbeitskreis Kultur der Gemeinde Pfatter.


Dieses Mal hatte auch Kreismusikpfleger Tobias Lehner Zeit gefunden, nach Pfatter zu kommen. Ihn begleitete sein Musikerkollege Klaus Christen. Dieser hatte nicht allzu gute Erinnerungen an das „lange“ Pfatter, musste er doch vor Jahrzehnten einmal bei einem Festzug die große Trommel vom Dorfanfang bis zum –ende schlagen. „Heit hot er Glück ghabt, denn sei Tuba ist im Auto zum Wirtshaus gefohrn worn“ verriet schmunzelnd Tobias Lehner. Die beiden spielten natürlich mit Steirischer und Tuba zünftig auf.

Weitere Knopfharmoniespieler waren Rosa Höcherl aus Hofdorf, Resi Weinzierl aus Kirnberg sowie Toni Schießl und Paul Hornauer aus Rain. Hornauer ist selbst Sitzweil-Macher in Pilling, so kam es nicht von ungefähr, dass er einige deftige Witze im Gepäck hatte.

Wunschlieder vorgetragen

Alte Bekannte waren Albert und Christa Eschelbeck aus Geiselhöring sowie Heiner Liebl aus der Gemeinde Riekofen, die so manches Wunschlied zum Besten gaben. Ganz still wurde es im herbstlich dekorierten Hanauer-Nebenzimmer, als Erika Heitzer am Hackbrett, begleitet von Waltraud Edenhofer an der Quetschn und Christa Eschlbeck mit der Gitarre, einige ruhige Weisen intonierte. Das Couple vom „Fensterputzer-Kare“ stimmte Heiner Gleißner an, und Max Danner sang das zu Herzen gehende „Elternlied“. Danner trug auch zwei sinnige Gedichte mit dem Titel „Glück ghabt“ und „Das Jubliäum“ vor. Sigi Weinberger lief wieder zur Hochform auf, als er musikalisch erzählte, dass bei jedem „Vierterl“ die eigene Frau schöner werde und es unterm Kastanienbaum gut auszuhalten wäre. Sein Zungenbrecherwitz über einen Fahrradunfall brachte ihm nicht nur den Respekt, sondern auch viel Applaus seitens der Zuhörer ein.„Jessas Leit, heit gibt’s a Muse“ sangen Sofie Hahn und Erika Heitzer ganz treffend im Duett. Das an diesem Abend auch viele „Profis“ am Werk waren, bestätigte das Zusammenspiel der Musiker ganz ohne vorherige Probe oder Absprache.


Gelungener Sketch

Der Sketch vom Paketzusteller Franz Eisenschink, der im Zwiegespräch mit einem alleine zuhause weilenden Kind (Hilda Eisenschink) seine pikante Lieferung los werden wollte, wurde von den Zuhörern begeistert aufgenommen. Nicht fehlen durfte natürlich das gemeinsame Singen aus der Liedmappe.Franz Binder, der im September 2012 die Sitzweil ins Leben rief und seitdem organisiert, hatte den Sommer über wieder neue Gesangsstücke eingeordnet und die Mappe neu strukturiert. Ihm ist das Singen von alten Volksliedern, die heute in der Schule bedauerlicherweise nicht mehr gelehrt werden, ganz wichtig. „Des is unsa bairische Kultur und de Texte spiegeln a unsa schene Hoamat und unsa Lebensgfühl wieda“, ist er überzeugt.Auch Kreisheimatpfleger Lehner zollte dem Macher der reichhaltigen Liedmappe mit dem breiten Repertoire seinen Respekt. „Des is heit a ganz a schena Abend, jeda konn kemma, egal ob zum Mitmocha oder Zuahörn – jeda konn zoing, wos a konn. Und a Dorfwirtshaus ist da ideale Ort dafüa, is des doch de Wiege vo da Volksmuse und druckt oifach de bayrische Gmüatlichkeit aus. So a gselliger Hoigoatn belebt des ganze Dorflebn.“

[Text und Bild: Isabella Binder, Donau-Post]

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Nicht nur bei Kindern ist der bayerische Insektenkrimi „Käfer Mary und Graf Bremsula“ am Sonntag im Bürgersaal sehr gut angekommen.Stefan Murr, Heinz-Josef Braun und Johanna Bittenbinder verstanden es, Kinder und Eltern mit der humorvollen Geschichte und mit schwungvollen Liedern in ihren Bann zu ziehen.

Sie erzählten und sangen von gemeinen Blutsaugern, die von Graf Bremsula und seiner Frau Matz von Zeckenstein angeführt werden. Weil Touristen ausbleiben, die man stechen könnte, kommt es vor dem Schloss des Grafen zu einer Demonstration: „Mehr Blut für Blutsauger“, wird gefordert. Es wird beschlossen, in Zukunft auch andere Tiere auszusaugen, zum Beispiel den Heuschrecken-Postboten und die Schnecken-Polizisten. „O’zapft is“, heißt es.Käfer Mary und ihre Freunde, die eine Almwiese bewohnen, sehen die zerstochenen Schnecken-Polizisten, bekommen Angst und überlegen sich eine listige Gegenmaßnahme.Der Insektenkrimi, gespickt mit vielen Wendungen, Liedern und Dialekten, garantierte Unterhaltung und fand großen Anklang. Die kleinen und älteren Zuschauer fieberten mit, lachten, und am Ende wurde eifrig geklatscht.

[Text und Foto: Simon Stadler, Donau-Post]

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[...] Josef Fendl spannte bei seinem Vortrag einen Bogen vom Ursprung der Begriffe „Straße“ und „Weg“ über die Steinzeit, Kelten, Römer und Ungarn bis zu illustren Persönlichkeiten des Mittelalters, den Minnesängern und den Salztreidlern. Durch die Lage an der Donau, einer der wichtigsten Wasserstraßen Europas, sowie einer der bedeutendsten Fernstraßen aus der Römerzeit (auch Kaiserstraße zwischen Frankfurt und Wien) habe schon seit jeher ein reger Austausch mit verschiedenen Völkern und Kulturen stattgefunden.

Viele Fremde seien – mal mehr, mal weniger friedlich - durch den Ort gezogen. Den Römern habe die Donau als „nasser Limes“ zur Abschottung gegen die Germanen gedient. Lange wäre ein römisches Lager auf halbem Weg an der Straße zwischen Castra Regina (Lager am Regenfluss, heute Regensburg) und Sorviodurum (Straubing) vermutet worden, eine neuere Luftbildaufnahme beweise eine römische Siedlung am Damm östlich von Pfatter.

„Die geografische Lage in der Mitte zwischen Regensburg und Straubing war entscheidend für die Entwicklung des Dorfes“, so Fendl, denn einst hätte die Reise zwischen beiden Städten zwei Tage gedauert.

Viele Völker zogen durch

Eine durch die jetzigen Flüchtlingsströme gut nachvollziehbares, den Missernten geschuldetes Phänomen der Völkerwanderung um 300-400 n. Chr. habe sicher auch Volksstämme wie Goten, Hunnen und Vandalen durch Pfatter geführt.Awaren, ungarische Soldaten, Kreuzritter, venezianische Händler, französische Emigranten und napoleonische Truppen folgten. Die Schiffe auf der Donau seien „direkt hinterm Lermer Franz seim Anwesen an Pfatter vorbeizogn“ - bis vor etwa 300 Jahren floss der Strom nämlich unmittelbar entlang des Dorfes (jetziges Altwasser). Im Jahr 1201 habe der Tross des Grafen von Bogen auf seinem Weg zur Erhebung der Gebeine der Hl. Kunigunde in Bamberg Station im Donaudorf gemacht.

Die zu Pfatter gehörende Einöde Seppenhausen beherbergte 1546 mit Kaiser Karl V. eine hochkarätige Persönlichkeit. Als Pfalzgraf Ottheinrich von Neuburg a.d. Donau 1532 gegen die Türken ziehen wollte, reiste er – als sein eigenes Gefährt zerbrach - von Regensburg bis Pfatter auf einem Mistwagen. In Passau war sein Kriegszug schon zu Ende, wegen des Winters hatte „das gantz kriegsvolck urlaub“. Ein Winterquartier der Soldaten, auch in der Zeit des 30-jährigen Krieges, brachte für die Dörfer stets große Not durch Plünderungen und andere schreckliche Taten. Ein raues Volk seien auch die Salztreidler gewesen, die die Schiffe mit dem weißen Gold mit Pferden flußaufwärts zogen und an der Nikolakirche in Pfatter Rast gemacht hätten. Sogenannte Flutermänner hätten Baumstämme aus dem Bayerischen Wald vom Regen über die Donau nach Wien gebracht.

Eine plötzlich ausgebrochene Epidemie habe Pfatter im Jahr 1613 um das Prädikat gebracht, einem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Matthias II, ein Nachtquartier im Schloß Pfatter (an Stelle des heutigen Anwesens Karl Scheuerer) zu richten. Erhaltene Aufzeichnungen des Wächters vom Ostentor in Regensburg aus dem Jahr 1763 zeigen, welche kuriosen Zeitgenossen von Pfatter kommend in die Stadt zogen, beispielsweise „Mrs, Bouliett, ein Sprachmeister von Mons (per Wagen), Lorentz Moritz, ein Pomadenhändler von Schwabach (zu Fuß), Mrs. Fait, Büchsenspanner bei dem kayserl. Herrn Obristfalkenmeister (per Calesch) oder Jacobus Reichl, Hochfürstlich Taxischer Eyerlieferer (zu Fuß).“

Monströse Krönungsreise

Im Jahr 1764 erlebten die Pfatterer die monströse Krönungsreise Josephs I. nach Frankfurt, mussten dabei doch an jeder Poststation – die ja auch Pfatter war – 450 Pferde gewechselt werden. Kaiserin Maria Theresia schipperte an Pfatter vorbei, der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt reiste durch Pfatter, der bedeutende Romantiker Joseph von Eichendorf nächtigte im Dorf bei einem „dicken Wirt“. 1908 sei in Pfatter die erste Motorpostlinie eingerichtet worden, 1929 habe man die Bundesstraße 8, die damals noch durch den Ort führte, asphaltiert. [...]

[Donau-Post]

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Das moderne Europa besteht aus Flächenstaaten, in denen die Bürger verfassungsmäßige Rechte haben und die Herrscher sich an Gesetze halten müssen. Indem die deutschen Fürstentümer sich 1806 im Rheinbund mit Frankreich verbündeten, beendeten sie nicht nur die Leibeigenschaft und das Feudalsystem. Die Unterzeichnung des Vertrags im Rondellzimmer des Wörther Schlosses durch den Regensburger Bischof und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reichs Karl Theodor von Dalberg markierte zugleich das Ende des 900-jährigen deutschen Kaisertums.


„Shared Heritage“ – geteiltes Erbe – war das diesjährige, europäische Thema zum Tag des offenen Denkmals. Der Kulturreferent des Landkreises Dr. Thomas Feuerer beschrieb das barocke Turmzimmer mit dem grandiosen Blick auf die Donauebene als „Ort, an dem europäische Geschichte stattgefunden hat“ und betonte die Notwendigkeit, dass die Menschen die konkrete Wirksamkeit dieser Vergangenheit bis heute erfahren. „Die Denkmäler sind Spiegel der Offenheit für neue Einflüsse“, was sich bereits an der Entstehung des Wörther Rondellzimmers zeige. Nach dem 30-jährigen Krieg war Deutschlands Bevölkerung halbiert. Die brachliegenden Flächen erblühten von neuem und der neue Reichtum der absolutistischen Gebietsherren verlangte nach Außendarstellung. Der damalige Fürstbischof von Regensburg, Albrecht Sigmund, war zugleich Fürstbischof von Freising und Propst von Konstanz und Altötting – ein „weltlicher Pfründesammler“ also – der weniger der Verehrung Gottes und der Verwaltung des Bistums als den ganz profanen Genüssen zugeneigt war.

Stuckateur war ein Wirtschaftsflüchtling

Die Sommerresidenz der Regenburger Bischöfe ließ der begeisterte Jäger deshalb für viel Geld aufwerten und so entstand „eine der bedeutendsten barocken Profanbauten Ostbayerns“. Der italienische Wanderarbeiter Jacopo Tornino, „also ein Migrant oder Wirtschaftsflüchtling“, stattete zwischen 1673 und 1674 den Saal mit seinem überreichen Stuck aus, der Putten, Obst und Blumen abbildet, Symbole des weltlichen Überflusses und des Wohlstands.Die insgesamt 22 Gemälde, die um 1676 entstanden, ordnete der Kunsthistoriker Dr. Peter Morsbach, auf dessen Erkenntnisse Feuerer sich bezog, dem Regensburger Maler Jakob Heibl oder Häubl zu. Die Szenen aus den Metamorphosen des Ovid, die Wanderungen von Meereslebewesen und die griechisch-römischen Götterbildnisse thematisierten das Jagdglück, Macht und Klugheit – sämtliche Attribute, die sich ein „melancholischer“ Herrscher „von jähzornigem Humor“ gerne als Honig um den Bart schmieren ließ. Beide Künstler, Tornino und Häubl, haben auch an Alteglofsheim und vielen weiteren barocken Bauten zusammengearbeitet, was auf enge kollegiale Kontakte unter internationalen Handwerkern schließen lasse. Die Leistung zählt, nicht die Herkunft – und das schon damals.

Kann man der Zukunft Widerstand leisten?

Als nach den Wirren der Französischen Revolution Napoleon Bonaparte sich um 1800 zur Vorherrschaft über Europa aufmachte, war der immerwährende Reichstag in Regensburg noch immer Verwaltungszentrum des altertümlichen deutschen Kaiserreichs.

Der Bischof von Regensburg war zugleich Erzkanzler und „nach dem Kaiser der ranghöchste Beamte im Reich“, wie man beim Historienschauspiel der Wörther Kolpingbühne nochmals erfuhr. Ekkehard Hollschwandner schlüpfte in die Rolle Dalbergs und gestand seinem Diener Albert (Dennis Schulz) seine innere Verworfenheit. Einerseits war der kaiserliche Regierungschef durch seinen Treueschwur gebunden, andererseits war die Neuaufteilung Europas bereits in vollem Gange und die Grande Armee eilte von Sieg zu Sieg. Welchem Herrscher also gehorchen, wo neue Kriege so oder so wahrscheinlich waren?

Bayerns heutige Form entwickelte sich

Dalberg entschied sich letztlich für die modernere Staatsform mit Verfassung, Strafgesetzbuch und einem von den Bürgern getragenen, säkularen Gemeinwesen, dem schließlich auch der Herrscher untertan war.Bayern war bereits mit Frankreich verbündet – dadurch erst zum Königtum aufgestiegen – und indem Dalberg dem Drängen des französischen Gesandten Graf Hédouville (Georg Waldberger) nachgab, ermöglichte er die im Wesentlichen bis heute bestehende Gebietsform. Ob er nun, wie ein Vertrauter sich erinnert, „allein in Wörth, bestürmt von der Französischen Partei, verstört und verängstigt“ war, oder ob er sich insgeheim schon auf die ihm im Gegenzug zugestandenen Pfründe freute, wird wohl auf immer ein historisches Geheimnis bleiben.

Aus leibeigenen Bauern wurden freie Bürger

Jedenfalls endete so formell das Feudalsystem in den deutschen Fürstentümern, das Bauern zu unfreien Leibeigenen machte und allein dem Adel politische Macht sicherte. Zwar sollte es weitere 150 Jahre dauern, bis Deutschland und Frankreich endlich wirklichen Frieden schließen und so Europas Einheit beschließen würden. Dass man das aber als Demokratie tat, dessen wiederum darf sich das beschauliche Wörth wenigstens ein Stück weit rühmen. Feuerer schloss sein Referat, indem er aus aktueller politischer Sicht auf die vielfältigen europäischen Geschichtslinien und Wirtschaftsbeziehungen hinwies, die sich hier kreuzen: „Man sollte diese Verbindungen nicht aus kurzsichtigem Interesse kappen, sondern sie hegen und pflegen.“

[Text und Bild: Franz Nopper, Donau-Post]

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Das Konzert der Stadtkapelle am Samstagabend im Wörther Schlosshof [...] bot eine musikalische Reise durch Europa. Anlässlich des europäischen Kulturerbejahres spielten die 48 Musiker unter Leitung von Georg Kulzer konzertante Blasmusik mit Stücken aus ganz Europa. Gleich zu Anfang hatten die Youngsters einen Kurzauftritt. Danach folgte Musik von Komponisten aus Spanien, Ungarn, Schweden, Tschechien und vielen anderen Ländern Europas. Die rund 200 Gäste und die Schlossbewohner waren hellauf begeistert.

Georg Kulzer dirigierte in Vertretung für Markus Weigert die Youngsters, das Ensemble der Musikschule Wörth. Für sie und K.i.W. [...] sei dieses Konzert ein absolutes Jahreshighlight, freute sich der Musiklehrer. Wochenlang sei dafür geprobt worden. „Normalerweise spielen wir ja überwiegend böhmisch-bayerische Blasmusik und Kirchenmusik. Etwas ganz anderes ist konzertante, symphonische Blasmusik, zu der jemand ein Bild oder eine Landschaft im Kopf hatte.“

Zu Beginn spielten die Youngsters drei Stücke, unter anderem die „Young Fanfare“. Es folgte ein Quintett mit der Eurovisionshymne, bekannt aus den Eurovisionssendungen des deutschen Fernsehens.„Wir präsentierten heute Abend geografische, kulturelle und musikalische Besonderheiten Europas“, leiteten die beiden Moderatoren Lea Ebner und Simon Müller, beide an der Klarinette, den Abend ein. Dem ungarischen Stück wohnte eine beeindruckende Dynamik inne; vor seinem inneren Auge konnte man die wilden Pferde durch die Puszta preschen sehen. Für die Schweiz wurden drei Stücke des Komponisten Markus Götz (nicht zu verwechseln mit dem Wörther Geschäftsstellenleiter) zu einem Mosaik zusammengefasst. Darin waren die faszinierende Bergwelt und die Kuhglocken zu hören.Für Spanien sprang ein bekanntes Stück aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet in die Bresche. Es folgten ein tschechischer Marsch, eine böhmische Polka und ein österreichischer Walzer von Johann Strauss. Das Stück „Skandinavia“ aus Lappland repräsentierte die wilde Landschaft Norwegens und die Lebensfreude der Dänen. Für Schweden hatte die Kapelle ein Medley aus den Liedern von ABBA zusammengestellt, darunter „Mamma Mia“, „SOS“ und „Dancing Queen“. Bei England denke man sofort an Agent 007, sagten die Moderatoren und es folgte die Titelmelodie des Films „Skyfall“ von 2012. Genau 100 Jahre zuvor war der Marsch „Mein Regiment“ komponiert worden, der die Zuhörer nach Deutschland zurückführte. Als Zugabe folgte eine Liebeserklärung an die Blasmusik: „Böhmische Liebe“. Den Abschluss bildete, gemeinsam mit den Youngsters, die Europahymne „Ode an die Freude“.

„Perfekt !“, lobte Dirigent Kulzer seine Musiker hinter der Bühne. Manche freuten sich darüber, andere gestanden kleine Fehler bei diesem oder jenem Stück ein. Er selbst sei nun ziemlich erschöpft, sagte Kulzer. Ein Orchester zu dirigieren sei Höchstleistungssport mit dieser Konzentration und Anspannung. „Es waren schwere Stücke dabei und wir hatten in den letzten Wochen sehr intensive, stundenlange Proben. Wir sind es gar nicht gewohnt, dass die Leute nur dasitzen und uns gebannt zuhören. Normalerweise spielen wir ja zur Unterhaltung. Das war heute eine ganz andere Nervosität und Konzentration als sonst. Auch Fehler hat man besser wahrgenommen. Jetzt schnaufen wir erstmal durch, bevor wir nächste Woche in Neutraubling beim ‚Heimatblosn‘ auftreten.“[...]

Wenn die Musiker mitmachen, wiederholen wir den Abend gerne“, verkündete K.i.W.-Leiter Johann Festner. „Es lief wunderbar“, fand auch Tubaspieler Max Blechschmidt. „Diese Musik ist mal was anderes und das macht uns großen Spaß. Und natürlich ist die Kulisse im Schlosshof großartig !“ [...]

[Text und Bild: Veronika Werdin, Donau-Post]

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Klosterinnenhof - Foto Daniela Schmidbaeur

Der Frauenzeller Klostermarkt fand in diesem Jahr schon zum achten Mal statt und war erneut ein fantastischer Erfolg für die Veranstalter. Mehrere hundert Besucher waren am Sonntag zu Gast in der kleinen Vorwaldortschaft Frauenzell.

Zu Beginn des Festtages waren die Gläubigen zu einem feierlichen Gottesdienst in die Wallfahrtskirche „Mariä Himmelfahrt“ nach Frauenzell eingeladen. Der derzeitige Urlaubsvertretungspfarrer Tigi Abraham zelebrierte die heilige Messe. Anschließend zogen die fast 40 Fieranten, mit ihren interessanten und ansprechenden Waren, die sie auf dem Klosterareal anboten, die Besucher an. Sie luden mit ihren vielfältigen Produkten und Erzeugnissen die zahlreichen Gäste, die trotz der Hitze nach Frauenzell gekommen waren, zum Verweilen und Kaufen ein.

Des Weiteren gab es für die Besucher ein kulturelles Programm: Der Freundeskreis des ehemaligen Benediktinerklosters e.V. lud zur Ausstellung „Sehenswert: Seltene Drucke aus der Zeit von 1474 bis heute“ in den ehemaligen Bibliothekssaal des Klosters ein.

Den kühlen Keller und die Basis des Klosters mit dem Gewölbe konnten interessierte Besucher während des Rundgangs mit Kirchenpfleger Sigfried Lehner bestaunen. Die Klosterführungen waren sehr interessant und boten einen Blick hinter die altertümlichen Mauern, welchen man sonst nicht zu sehen bekommt. „Die damaligen Mönche“, berichtete Lehner, „versorgten sich noch eigens und infolge dessen benötigten sie auch viele Wirtschaftsräume. „Aus diesem Grund ist auch das ganze Frauenzeller Kloster unterkellert“, erzählte der Kirchenpfleger.

Für Essen und Getränke und einen kühleren Schattenplatz sorgten ganztägig die Frauenzeller Vereine im Klosterinnenhof, wo die Gruppe „Höllbach-Blosn“ die Gäste musikalisch unterhielt.

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Der Wald ist ein Ort der Magie

Edeltraud Forster erzählt inmitten der „Hölle“ Märchen vom Wald und vom Mond und erfreut rund 30 Zuhörer.

01. August 2018, Mittelbayerische Zeitung (rto) Märchenerzählerin Edeltraud Forster zog über 30 Besucher in ihren Bann. Foto: rto
 
RETTENBACH. Für Märchen ist man nie zu alt. Darum fand kürzlich im wunderschönen Höllbachtal – organisiert vom Kultur-am-Höllbach-Team der Gemeinde Rettenbach – wieder eine Märchenstunde mit Edeltraud Forster aus Wörth a. d. Donau statt.

Ute Kahler vom Kultur-am-Höllbach-Team freute sich, über 30 Besucher, darunter auch Urlaubsgäste, und ganz besonders die Märchenerzählerin Edeltraud Forster, die wieder viele Märchen und Geschichten mitgebracht hatte, inmitten der „Hölle“ willkommen heißen zu können.

„Der Wald ist ein Ort der Magie, denn im Wald findet Veränderung statt. Wenn man einmal im Wald übernachtet, geht man nicht mehr als der, als der man gekommen ist“, sagte Forster. Dazu würden das Rauschen der Blätter und die Stimmen der Tiere viel beitragen und der Mond sei schon immer ein Symbol für das Leben gewesen – die Jugend, das Erwachsensein und das Alter.

Dann unterhielt sie die zahlreich erschienenen Besucher mit den Märchen vom „Waldhaus“ und von „Jorinde und Joringel“ aus der Feder der Gebrüder Grimm, allerdings in ihrer eigenen leicht abgewandelten Version, sowie die Geschichte vom „Schneider beim Mond“.

Anschließend erzählte Forster die Geschichte einer Maus, die auf ihrem Spaziergang durch den Wald ein Ungeheuer namens „Grüffelo“ zunächst nur erfindet, dann aber tatsächlich trifft. Dabei wurden auf wundervolle Weise vielfältige Botschaften vermittelt: Es kommt nicht immer auf die Größe an, sondern darauf, dass man dem Leben mutig, unerschrocken und mit viel Fantasie gegenübertritt. Oder dass man nicht jedem sofort vertrauen sollte, der nett zu einem ist.

Beim Märchen vom „Laminak“ tyrannisierte der kleine böse Kobold die Bäuerin. Am Ende wurde er aber schließlich überlistet, weil er das Wort „Ich-selber“ nicht kannte, so dass er sich selbst vernichtete. Mit einem Augenzwinkern sagte die Märchenerzählerin: „Wenn man jemanden trifft, der immer „ich selber, ich selber“ sagt, könnte es durchaus sein, dass sich dahinter ein „Laminak“ verbirgt.

Von Anfang bis Ende zog Forster die Anwesenden mit ihren Märchen und Geschichten, die ausnahmslos vom Mond und vom Wald handelten, in ihren Bann. Sie trug dabei jede einzelne Geschichte auswendig mit viel Gestik und Mimik vor und erntete dafür großen Applaus. Daniela Eigenstetter und Ute Kahler vom Kultur-am-Höllbach-Team bedankten sich bei der Märchenerzählerin für diesen schönen Abend mit einem prächtigen Blumenstrauß. Am Ende informierte Edeltraud Forster, dass es im September gemeinsam mit Berit Proctor eine Märchenwanderung geben werde. (rto)

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