Vom Keller auf die große Bühne
von Johann Festner
Vernissage: Gaby Jarosch zeigt unter dem Titel „Viva la vida“ ihre Gemälde im Hudetzturm

Frida Kahlo ist die bekannteste Malerin Lateinamerikas. Ihre Bilder wurden von der mexikanischen Regierung offiziell zum „nationalen Kulturgut“ erklärt. Ihr Ganzkörper-Selbstbildnis „Raices“ erzielte einen Versteigerungserlös von 5,6 Millionen US-Dollar und galt lange als teuerste Bild eines lateinamerikanischen Künstlers. Dieser Frau widmete Gaby Jarosch die Ausstellung mit dem Titel „Viva la vida“, die aktuell im Wiesenter Hudetzturm zu bestaunen ist.
Bei der Vernissage erläuterte Alfred Stadler, stellvertretender Vorsitzender des Hudetzförderkreises, wie es zu der Ausstellung kam. Vor einem Jahr habe er Jarosch im Regensburger Theater getroffen und im Gespräch entstand die Idee, die Werke der Künstlerin im Hudetzturm zu präsentieren. Jarosch sei in Kruckenberg aufgewachsen und wohne jetzt in Obermotzing, wusste Stadler zu berichten. Zu ihren Hobbys gehören Lesen, Reisen und Radfahren, vor acht Jahren habe Jarosch das Malen für sich entdeckt. Sie überbrückte die Corona-Zeit mit der Malerei und machte damals große Entwicklungssprünge
.„Für Jarosch ist es wichtig, Rückmeldung zu ihren Bildern zu erhalten, auch wenn es kritische Stimmen sind“, betonte Stadler. Ihre Gemälde hingen sogar in Häusern in Norwegen und Kosovo. Den ersten Eindruck der Ausstellung beschrieb der Redner als Farbexplosion. Die Bilder enthalten surrealistische Elemente und ausdrucksvolle Gesichter. „Beim Betrachten überlegt man sich: Was hat die Frau auf dem Bild alles erlebt. Freude, Stolz, Trauer und Leid“, meinte Stadler. Jarosch kopiere die Werke Kahlos nicht, sondern lasse sich von der Mexikanerin inspirieren. „Die Künstlerin versteht es durch die Stärke der Farben einen beeindruckenden Ausdruck zu erzeugen“, sagte Bürgermeisterin Elisabeth Kerscher.
Die Malerin experimentiert gern mit kräftigen Farben
Mittlerweile gebe es das Museum 35 Jahre lang. Ohne die ehrenamtlichen Helfer des Förderkreises könne der Betrieb nicht gestemmt werden, hob Kerscher hervor. „Ich vergleiche mich mit einem Musiker, der jahrelang im Keller spielt und plötzlich auf einer großen Bühne steht“, zeigte sich Jarosch gerührt. Sie experimentiere gerne mit bunten, kräftigen Farben und male meist mit Acryl auf Leinwand. Das Interesse an der Lebensgeschichte von Kahlo führte Jarosch zur Malerei, sagte sie. Jarosch besuchte mehrere Male das Rembrandt-Gehrke-Museum in Baden-Baden sowie viele weitere Ausstellungen, Filme und Theaterstücke, die sich mit dem Leben der Ausnahmekünstlerin beschäftigten.
Bei der Vernissage übermittelte sie den Besuchern die Biografie von Kahlo, deren Markenzeichen die Mono-Augenbraue, die mandelförmigen Augen und der üppige Schmuck waren. Geboren wurde Kahlo am 6. Juli 1907 in Mexiko-Stadt. Ihr Vater kam aus Pforzheim und war Fotograf, die Mutter war Mexikanerin mit indigenen Wurzeln. Mit sechs Jahren erkrankte das Mädchen an Kinderlähmung, was zur Folge hatte, dass ihr rechtes Bein verkürzt blieb. Sie schaffte es als eine von wenigen Frauen, zu studieren, und wollte Ärztin werden.
Im Jahr 1925 geriet sie unter eine Straßenbahn und wurde schwer verletzt. Sie war monatelang in einem Gipskorsett gefangen und begann mit dem Malen, wobei sie selber das häufigste Motiv war. Jarosch erzählte auch von der Hochzeit Kahlos mit dem viel älteren Diego Rivera, ebenfalls ein bekannter Maler, bis hin zum Tod am 19. Juli 1954. Sie urteilte: „Kahlo ist ein Vorbild für alle Frauen, die selbstbestimmt leben wollen.“
[Text und Foto: Sandra Meilinger]