Wie zu alten Wallfahrerzeiten
von Gabriele Hollschwandner
Treffpunkt In Scharen strömten die Besucher zum 9. Frauenzeller Klostermarkt. Kirchliches und Weltliches war gleichermaßen gefragt.
Artikel von Resi Beiderbeck, Wörther Anzeiger 06.08.2019
Frauenzell Das Wetter hätte nicht besser passen können und das Angebot war vielfältig. Diese und andere Gründe waren ausschlaggebend dafür, dass der 9. Klostermarkt einen wahren Besucheransturm erlebte. Vom ehemaligen Klosterrichterhaus bis hinunter zum Sportplatz zog sich die lange Reihe der Standler. Baumwollschürzen, Dinkelkissen, Strohhüte, Schaffelle, Plüschtiere und jede Menge Dekorationsartikel, Holzkunst, Klangspiele, frisches Brot und leckeres Eis gab es beim Klostermarkt.
Den ganzen Tag über strömten die Menschen in Massen zum Kloster, um Gestricktes, Getöpfertes und Gedrechseltes zu erwerben, den Drehorgelspieler zu erleben und allerlei Gaumenfreuden zuzusprechen. Der Klosterinnenhof wurde zum Biergarten und Frauenzell zum unwiderstehlichen Besuchermagneten.
Recht viel mehr Leute werden wohl auch in früheren Zeiten nicht gekommen sein, als es noch jedes Jahr im September an “Mariä Geburt” eine große Wallfahrt mit Markttreiben gab. Was den Klostermarkt der heutigen Zeit betrifft, so freuen sich die Veranstalter darüber, dass er nach weniger als zehn Jahren bereits eine Tradition geworden ist, die man sich jedes Jahr aufs Neue nicht entgehen lassen will.
Zukunftswerkstatt als Ursprung
“Wie können wir unser Dorf voranbringen und für zukünftige Generationen attraktiv machen?” fragten sich die Frauenzeller 2010 bei einer “Zukunftswerkstatt”. Ein Klostermarkt wurde vorgeschlagen, denn ein großes Markttreiben gab es in Frauenzell auch in früheren Zeiten jedes Jahr, damals in Verbindung mit der Wallfahrt zu “Unserer Lieben Frau”.
So kam es, dass 2011 nach jahrzehntelanger Pause endlich wieder Fieranten den Vorplatz des Klosters bevölkerten. Schmuck aus Edelsteinen, Glas und Metall, Berufskleidung, Keramik, Steckenpferde, Handarbeiten, Süßwaren, Spielzeug und noch mehr hübsche oder nützliche Dinge wurden offeriert. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass der Klostermarkt einen Besuch lohnt und unzählige Besucher kommen jedes Jahr wieder - nicht nur zum Markt, sondern auch zur Messfeier.
Klosterkirche total überfüllt
“Wir waren schon eine Viertelstunde vor Beginn des Gottesdienstes da, bekamen aber nur noch einen Stehplatz”, berichtete eine Besucherin aus dem Landkreis Cham. Jetzt ist die Klosterkirche nicht gerade klein, verfügt über 400 Sitzplätze. Trotzdem reichte der Platz nicht aus. Die Menschen standen dicht an dicht, sogar noch draußen vor dem Portal. Pater Sinoj Skaria zelebrierte flott genug, um all jenen gerecht zu werden, die keinen Sitzplatz bekommen hatten, aber trotzdem da blieben. Komplimente und Applaus verdiente sich die “Sunnseitn Muse” für die feierliche Gestaltung der Messfeier mit Liedern aus der “Waldlermesse”.
Danach ging es im Klosterinnenhof gemütlich weiter. Die Frauenzeller Vereine halfen zusammen und hatten am Ausschank, an der Grillstation, aber auch im Pfarrsaal-Café alle Hände voll zu tun. Direktvermarkter Sepp Zierer ist eigentlich bekannt für sein Glaslfleisch, kann aber auch mit Vegetarischem punkten. Das bewies er am Sonntag beim Kaiserschmarrn-Backen. Und wer lieber ein Radibrot oder eine Portion “Obazdn” wollte, kam auch nicht zu kurz.
Während die Gäste im Schatten saßen und ihr Mittagessen genossen, war Gelegenheit zu einer Nachbetrachtung der Veranstaltung des Vorabends. In der Ägide von Abt Petrus Widmann war 1619 die Frauenzeller Klostermauer erbaut worden. Deren 400-jähriges Bestehen nahmen die “Klosterfreunde” heuer zum Anlass für eine Videoinstallation der Künstlerinnen Tanja Riebel und Lisa Warin-Langbein. Die Uni-Absolventinnen zeigten unter dem Titel “Zeitspeicher” ein freies Spiel aus Formen und realen Ereignissen.
“Die Mauer fungiert als Zeitspeicher, der etwas von seinem gespeicherten Wissen offenbart”, hatte es in der Ankündigung geheißen. Die Reaktionen der Zuschauer waren gespalten und reichten von “I hob´ s net verstanden” bis zu “Endlich mal was anderes”. Bedauert wurde aber von Fans und Kritikern gleichermaßen, dass es ausgerechnet dann zu regen begann, als der erste Durchlauf der Vorführung begonnen hatte.