Theater, Popsongs und ein Ossi
von Johann Festner
Die kulturelle Zusammenarbeit der Kommunen Wörth, Wiesent, Pfatter, Brennberg und Rettenbach trage reiche Früchte, schwärmte Wörths Bürgermeister Anton Rothfischer und fasste den Abend damit treffend zusammen. Einziger kleiner Verbesserungsvorschlag: Eine Straffung an der einen oder anderen Stelle hätte dem umfangreichen Programm womöglich nicht geschadet.
Immer wieder rollten am Samstag Lachsalven durch die Turnhalle, zum Beispiel beim Auftritt des Duos Elke und Carola aus Wiesent: Neulich sei der Rothfischer Done beim McDonalds gefragt worden, ob er Chicken wolle, erzählten die Sängerinnen. „Na, schicken braucha’S mas ned, des friss i glei“, habe er geantwortet. [...]
Josef Schindler aus Wörth las aus seinen Kindheitserinnerungen vor, der augenzwinkernd formulierte Text amüsierte das Publikum sichtlich. Sein Vater habe des Öfteren folgenden Spruch geäußert, wusste der ehemalige Gymnasiallehrer zu berichten: „99 Schullehrer und oa Bader san 100 Narren.“ Auch das heitere Theaterstück „Die Bierpanscher“ der Kolping-Theaterbühne kam sehr gut an. Es geht um ein Wirts-Ehepaar, das sich vor einem donnernden Richter verantworten muss, weil es den Gerstensaft mit Wasser gestreckt hat.
Der „waschechte Ossi“ Ingo Kratzsch aus Brennberg präsentierte Stücke von Otto Reutter, einem deutschen Sänger und Komiker (1870 – 1931). Kratzsch sang zum Beispiel das Stück „Ich habe zuviel Angst vor meiner Frau“ („Mein schönes Wirtshausleben ist erloschen, ich darf nicht raus, die Schlüssel sind bei ihr. Sie hat das Geld, erlaubt mir nicht nen Groschen – bloß Geld verdienen, das erlaubt sie mir“). Im Stück „Sei nicht blöd“ wird das Einschlaf-Wettrennen zwischen zwei schnarchenden Eheleuten thematisiert: „Schläft se erst ein, dann schnarcht sie und du schläfst nie ein.“
Er sei eine „arme Sau“, sang Sigi Weinberger aus Pfatter – und das Publikum stimmte lauthals ein. In Freising habe ihn die Staatsregierung mit einer dritten Startbahn behelligt, weshalb er nach Pfatter gegangen sei, und da kämen sie jetzt plötzlich mit den Flutpoldern daher. Weinberger witzelte auch über eine Frau, die glaubt, einen Hexenschuss erlitten zu haben. „Des konn ned sa“, meint der Ehemann, „de schiaßen ned af de eigenen Leid.“ Der Pfatterer Dreigesang stellte sich die Frage, „wia des wohl war, wenn i am scheen Madl a Busserl gab“. Auch von Schwammerln sang das Trio.
Nachdenkliche Töne schlug die Tobias-Bucher-Band aus Rettenbach an. Die vier jungen Leute gaben selbst komponierte Popsongs auf Englisch und Deutsch zum Besten. Es geht darin um eine schwere Lebenssituation, um die Suche nach einem Ausweg, um den Aufbruch zu neuen Ufern, um den Weg „zum Horizont und darüber hinaus“. Akrobatisch angehaucht war der Auftritt der Rockabillies aus Rettenbach: Mit Sprüngen, Saltos und einer rasanten Choreografie zu flotter Musik beeindruckten die Tänzer.
Reinhard Scheidacker und seine Töchter Lena und Anna aus Wiesent steuerten Volksmusik vom Feinsten bei. Der Brennberger Dreigesang besang die Heimat: „Draußd bei de fremden Leid, Ruah host da koane, vul scheene Platzerl gibt’s, Hoamat grod oane.“ Die Höllbachflöten aus Brennberg ließen liebliche Klänge durch die Halle wehen. Kinder der Mittelschule Wörth ließen, untermalt von Opernmusik, bunte Sockenpuppen auftreten.
Die seit 40 Jahren bestehenden Rettenbacher Musikanten bereicherten das Brettl mit bayerisch-böhmischer Blasmusik. Die Schwarzen Brüder aus Rettenbach begeisterten mit herzhaftem Gesang und Witzen. „Wenn der Wein blüht, ist es schön an der Donau“, sangen sie und erzählten von einem Mädchen, das sich fragt, was es in der Hochzeitsnacht anziehen soll („nur d’Haxen“).
[Donau-Post, Simon Stadler]