Theater der Jugend Burghausen spielte „Hamlet“

Theater der Jugend Burghausen spielte „Hamlet“

von (Kommentare: 0) Artikel von Gerlinde Fink in der Donau Post vom 14.06.2023

Ganz nah dran
Inszenierung wie zu Shakespeares Zeiten


Brennberg. (gf) Von „herausragend“ bis „ungewöhnlich“ reichte das Fazit der etwa 200 Zuschauer, die den Theaterabend am vergangenen Freitag auf Burg Brennberg besucht haben. Eins war ihnen allen gleich: pure Begeisterung von „Hamlet“ und vom Theaterensemble. Das Theater der Jugend aus Burghausen gab wie zu William Shakespeares Zeiten damals den „Hamlet“ als Wandertheater hautnah am Publikum.

So ungewöhnlich die Neuinszenierung auch war, so sehr zogen die Schauspieler das Publikum in ihren Bann. Die wohl gut 30 Rollen wurden von sieben Akteuren dargestellt und das Publikum konnte mitverfolgen, wie sich die Schauspieler in die nächste Figur verwandelten.

Bereits am Nachmittag waren zum Kindertheater 125 Gäste gekommen.

Möglich machte diese besondere Theateraufführung das Amt für Ländliche Entwicklung und der Zusammenschluss der zehn Kommunen in die ILE Vorderer Bayerischer Wald. Denn nur ILE-Gebiete konnten sich für die „Land.Gemeinsam.Gestalten-Tour“ bewerben und die ILE Vorderer Bayerischer Wald wurde mit dem Spielort Burg Brennberg für die ganze Region ausgewählt. Die Tour soll das Engagement der Menschen vor Ort würdigen, die sich einbringen und das Land voranbringen.

Theaterverbot verdrängte Schauspieler aufs Land Letztlich bringt sie auch das Theater dorthin zurück, wo es um 1640 bereits zu Hause war: In die Dörfer Süddeutschlands, sagt der Regisseur Mario Eick, der auch der Gründer des Theaters ist. Denn in England gab es ab 1642 ein striktes Theaterverbot. Spiellizenzen waren nur in Süddeutschland zu bekommen. Und so tingelten die großartigsten Literaten von Ort zu Ort und brachten den Menschen in den Dörfern die besten Stücke dar, während in den Städten Flaute herrschte.

Am Freitag gab das Ensemble rund um Mario Eick „Die Heinzelmännchen“ am Nachmittag zum Besten und am Abend das wohl berühmteste Theaterstück, den „Hamlet“. Dabei sei „Hamlet“ nicht nur ein Stück, sondern drei in einem, sagte der Regisseur: Politthriller, Psychodrama und Familientragödie. Besonders die Parallelen zu heute, Pandemie, Zeit der Populisten und Klimakrise im damaligen England des 17. Jahrhunderts, boten viel Spielraum für die neue Inszenierung. „Etwas ist faul im Staate Dänemark“ könnte man auch auf heute übersetzen. Generell spielte Eick mit den Parallelen, in dem die Schauspieler – wie damals bei den Wandertheatern – Kostüme direkt vor dem Publikum wechselten und damit auch die Rolle, in die sie hineinschlüpften. Und nicht nur die Rollenkostüme, sondern auch die mittelalterliche Kleidung wechselten mit aktueller Abendkleidung.

Über 400 Jahre alt und immer noch aktuell Über 400 Jahre ist Shakespeares Tragödie „Hamlet“ alt. Und doch gibt sie eine Blaupause zu aktueller Weltlage und von sozialen Medien geprägtem Realitätsempfinden ab. Auf der Suche nach seinem eigenen Weg stellt der jugendliche Hamlet, dargestellt von Rosalie Schlagheck, die Gesellschaft auf den Kopf und hält ihr einen Spiegel vor. Ebenso brillant der Bösewicht Claudius, verkörpert von Oliver Vilzman, der nachmittags noch als tollpatschiger Student Plinzkopf durch die Kinder tobte. „Hamlet, das sind wir alle und tief in uns wissen wir, es wird zwangsläufig in einer Katastrophe enden. Dennoch handeln wir nicht und täuschen stattdessen einen Wahnsinn vor, dem wir am Ende selbst verfallen“, sagte Eick. Die einzige relevante Frage laute also für uns alle nicht nur: „Sein oder Nichtsein? Sondern Handeln oder Nichthandeln!“ In den weiteren Rollen waren Claudia Roick als Ophelia, Güldenstern und Fortinbras zu sehen, Werner Schwarz verkörperte Polonius, den Geist des gestorbenen Hamlet und den Totengräber, Antje Hohbucher die Gemahlin Gertrud und Bernardo, Anna März den Horatio und Rosenkranz, Alexander Plasser Ophelias Bruder Laertes, den Schauspieler und Totengräber. Anna Grude war an der Technik sowie als Regieassistenz und nachmittags bei den Heinzelmännchen zu sehen, wie auch der Regisseur selbst. Die Geschäftsführerin des Theaters ist Simone Sommer, die sich als Kostümbildnerin um die detailgenaue Ausstattung kümmert. Das Lob des Ensembles über den Schauspielort „Heute zu Gast an einem wahnsinnig schönen Spielort in Brennberg in der Oberpfalz, ein Ort, den man live gesehen und erlebt haben sollte“, freute die ILE-Vorsitzende Irmgard Sauerer als Gastgeberin natürlich sehr.

Zurück

Einen Kommentar schreiben