Spitzen und messerscharfe Reime

von Johann Festner

Musikkabarettist Norbert Neugirg und die Tanngrindler Musikanten gastierten beim Butz

Scharf waren am vergangenen Mittwoch nicht nur die Messer bei „Satire, Bier und Blasmusik beim Butz“. Vor ausverkauftem Saal las Norbert Neugirg mit scharfzüngigen Reimen der Lokalprominenz die Leviten. Der selbst ernannte Kommandant der Altneihauser Feierwehrkapell’n habe seine Kameraden für mehr Gage in die Geisterbahn auf der Maidult geschickt. Statt die „rußverschmierten Zahnluckerten“ seiner Kapelle begleiteten ihn die Tanngrindler Musikanten.

„Wer kurz sich fasst und wenig spricht, Schweiger heißt die Dame nicht“, kommentierte Frieder Roßkopf, Chef der Tanngrindler und Freund von Neugirg, die vorherige Ansprache von Landrätin Tanja Schweiger in „ihrem Wirtshaus“. Zum Auftakt durfte sie vor gut 200 Gästen den Bayerischen Defiliermarsch dirigieren.

„Was Besseres war nicht aufzutreiben“

Dann Auftritt Neugirg: „So sehe ich gewaschen aus.“ Er stimmte ein Hochlob auf das „himmelblaue“ Wiesent an, bis Roßkopf ihm wohl flüsterte, sie seien hier in Wörth. „Du allein bist der wahre Edelstein, ein Diamant und ein Opal, du bist Juwel vom Donautal…“ münzte er seine Reime sogleich um. Er hieß in überzogener Gendermanier „Mutternde“, „Metzgernde“, „Landratende“ und die „frischen und verblühten Rosen aus Wörth und seinen Randkolchosen“ willkommen. Und befeuerte den „Running Gag“ des Abends. Das beim Butz ausgeschenkte Jacobbier - welches die Gäste „dicht an dicht, die meisten über Sollgewicht“ betäube - spielten Neugirg und Roßkopf gegen das Zoiglbier aus der nördlichen Oberpfalz aus.

Kein gutes Haar ließen die beiden allerdings auch aneinander. „Was Besseres war nicht aufzutreiben als der Tanngrindler Haufen“, frotzelte Neugirg und Roßkopf kündigte sogleich an: „Norbert Neugirg der ist da, mit drei Stunden bla, bla, bla.“ Doch der stach gnadenlos in allerlei lokalpolitische Schmerzpunkte. Von der Kreistags-CSU, für die die Lösung aller Probleme die gelbe Tonne sei, über Bürgermeister und „Bauernführer“ Schütz, der doch als Held des Polderprotests in Bronze gegossen werden solle, bis hin zu Hubert Aiwanger, der die „Donauoberen“ mit dem Polder ersaufen wolle.

Von „Presssackstreckern“ und Hubert Aiwanger

Als sich der Satiriker auf den Lebensgefährten der Landrätin eingeschossen hatte, war sie gerade nicht im Saal. Neugirgs Tipp: „Schweiger könnt es richten, ließ sie Hubert doch verzichten.“ Nach diesem ersten „Derblecken“ gab es noch Abstecher in die weitere Wörther Umgebung: „In Pielenhofen, Weihern, Eitenzell wird’s das ganze Jahr nicht hell. In Ober-, Nieder-, Bogenroith wird’s erst übermorgen heut.“

Obwohl die Landrätin Neugirg gebeten hätte, mit den Ehrengästen pfleglich umzugehen, bekamen auch diese ihr Fett weg. Metzgermeister Anton Eschenwecker mit seinen „Aufschnittweibern“ entlarvte er als „Presssackstrecker“. „Er gibt sein Leben lang nicht preis, was er von seiner Streichwurst weiß.“ Rupert Heider, Besitzer eines „Energiesaftladens“, sei gekommen in der Hoffnung, hier werde Strom gebraucht. „Er hat nach eigenem Bekunden den Strom ja selbst erfunden.“

Landrätin zeigte ihr musikalisches Können

Den Brauereichef Jacob fragte Neugirg ganz unverblümt: „Was gefährdet Mensch und Tier? Blei, Arsen und Jacobbier.“ Der Altneihauser Kommandant trug im zweiten Teil des Abends „Ansichten und schlichte, nicht vernichtete Gedichte“, weitere Geschichten und Erlebnisse vor.

Zwischendurch gab es Stücke von den Tanngrindlern wie „Alte Kameraden“, „A Wunder“, „Mach ma Brotzeit“ oder den „Jäger aus Kurpfalz“ zu Ehren Aiwangers, über den „jede Sau weiß, wie er zielt“. Zugaberufe nach den ganzen Treffern unter die Gürtellinie quittierte Neugirg zunächst mit „Was wollen Sie denn noch für Ihre lumpigen 19 Euro?“. Dann gaben er als „schmächtiger Aushilfstrommler“, Landrätin Tanja Schweiger am Saxofon und die Tanngrindler Musikanten gerne eine Zugabe zum Besten, bei der sich der Saal von den Plätzen erhob. Das Gute an solch einem Abend sei schließlich, so Neugirg: „Es nimmt der Mensch Musik in Kauf, nur weil er weiß, s’ist irgendwann aus.“

[Text und Bild Donau-Post, Bettina Dums]

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