Pfatterer Hoigoatn startete in die neue Saison
von Johann Festner
Bei der ersten Sitzweil nach der langen Sommerpause gab es am Dienstagabend ein volles Haus im Gasthof Hanauer. Nicht nur viele Besucher aus Pfatter und der Umgebung, sondern auch zahlreiche Musikanten gaben sich ein Stell-dich-ein. Organisiert wird der Hoigoatn, der von Oktober bis April jeden zweiten Dienstag im Monat stattfindet, von Franz Binder über den Arbeitskreis Kultur der Gemeinde Pfatter.
Dieses Mal hatte auch Kreismusikpfleger Tobias Lehner Zeit gefunden, nach Pfatter zu kommen. Ihn begleitete sein Musikerkollege Klaus Christen. Dieser hatte nicht allzu gute Erinnerungen an das „lange“ Pfatter, musste er doch vor Jahrzehnten einmal bei einem Festzug die große Trommel vom Dorfanfang bis zum –ende schlagen. „Heit hot er Glück ghabt, denn sei Tuba ist im Auto zum Wirtshaus gefohrn worn“ verriet schmunzelnd Tobias Lehner. Die beiden spielten natürlich mit Steirischer und Tuba zünftig auf.
Weitere Knopfharmoniespieler waren Rosa Höcherl aus Hofdorf, Resi Weinzierl aus Kirnberg sowie Toni Schießl und Paul Hornauer aus Rain. Hornauer ist selbst Sitzweil-Macher in Pilling, so kam es nicht von ungefähr, dass er einige deftige Witze im Gepäck hatte.
Wunschlieder vorgetragen
Alte Bekannte waren Albert und Christa Eschelbeck aus Geiselhöring sowie Heiner Liebl aus der Gemeinde Riekofen, die so manches Wunschlied zum Besten gaben. Ganz still wurde es im herbstlich dekorierten Hanauer-Nebenzimmer, als Erika Heitzer am Hackbrett, begleitet von Waltraud Edenhofer an der Quetschn und Christa Eschlbeck mit der Gitarre, einige ruhige Weisen intonierte. Das Couple vom „Fensterputzer-Kare“ stimmte Heiner Gleißner an, und Max Danner sang das zu Herzen gehende „Elternlied“. Danner trug auch zwei sinnige Gedichte mit dem Titel „Glück ghabt“ und „Das Jubliäum“ vor. Sigi Weinberger lief wieder zur Hochform auf, als er musikalisch erzählte, dass bei jedem „Vierterl“ die eigene Frau schöner werde und es unterm Kastanienbaum gut auszuhalten wäre. Sein Zungenbrecherwitz über einen Fahrradunfall brachte ihm nicht nur den Respekt, sondern auch viel Applaus seitens der Zuhörer ein.„Jessas Leit, heit gibt’s a Muse“ sangen Sofie Hahn und Erika Heitzer ganz treffend im Duett. Das an diesem Abend auch viele „Profis“ am Werk waren, bestätigte das Zusammenspiel der Musiker ganz ohne vorherige Probe oder Absprache.
Gelungener Sketch
Der Sketch vom Paketzusteller Franz Eisenschink, der im Zwiegespräch mit einem alleine zuhause weilenden Kind (Hilda Eisenschink) seine pikante Lieferung los werden wollte, wurde von den Zuhörern begeistert aufgenommen. Nicht fehlen durfte natürlich das gemeinsame Singen aus der Liedmappe.Franz Binder, der im September 2012 die Sitzweil ins Leben rief und seitdem organisiert, hatte den Sommer über wieder neue Gesangsstücke eingeordnet und die Mappe neu strukturiert. Ihm ist das Singen von alten Volksliedern, die heute in der Schule bedauerlicherweise nicht mehr gelehrt werden, ganz wichtig. „Des is unsa bairische Kultur und de Texte spiegeln a unsa schene Hoamat und unsa Lebensgfühl wieda“, ist er überzeugt.Auch Kreisheimatpfleger Lehner zollte dem Macher der reichhaltigen Liedmappe mit dem breiten Repertoire seinen Respekt. „Des is heit a ganz a schena Abend, jeda konn kemma, egal ob zum Mitmocha oder Zuahörn – jeda konn zoing, wos a konn. Und a Dorfwirtshaus ist da ideale Ort dafüa, is des doch de Wiege vo da Volksmuse und druckt oifach de bayrische Gmüatlichkeit aus. So a gselliger Hoigoatn belebt des ganze Dorflebn.“
[Text und Bild: Isabella Binder, Donau-Post]