Oberbayern – Niederbayern – Gardasee
von Johann Festner
Franziska Wanninger hat aufgeschrieben, was im „Famosen Freistaat“ wirklich wichtig ist.
Eine Gebrauchsanweisung, wie der Eingeborene des Bayernlandes zu verstehen und zu handhaben sei, gab am Samstagabend Autorin und Kabarettistin Franziska Wanninger im Bürgersaal. Sie las aus dem Buch „Der famose Freistaat“, das sie zusammen mit Martin Frank verfasst hat und in dem sie Einblicke in die Untiefen des Freistaates gibt.
[...] Im Buch beschrieben werden die einzelnen Regierungsbezirke, wobei aber eigentlich nur drei Bezirke in den Augen der meisten Bayern maßgeblich seien: Oberbayern, Niederbayern und der Gardasee. Schwaben und Franken spielen sowieso nur eine untergeordnete Rolle, der Unterfranke sei, wenn er Pech hat, in Oberbayern ein Preiß!"
Vom keltisch-römischen Babyboom bis heute
[...] Über ihre Landsleute aus Niederbayern dozierte Wanninger: „Die sind bodenständig und entgegen aller Gerüchte, nicht alle miteinander verwandt. Aber sie schrauben die Luxuskarossen von BMW für die Oberbayern zusammen.“ Pragmatismus sei eine typische Charaktereigenschaft des Bayern, den er in der Wortwahl deutlich ausdrückt, zum Beispiel in Liebesdingen, da heißt es: „Wos da daheiradst, brauchst da ned daorban.“
Besser kein Wort vom Länderfinanzausgleich
ie Münchner und die Berliner seien sich, so die Kabarettistin, gar nicht grün, das Thema Länderfinanzausgleich sollte lieber nicht angesprochen werden und auch bei der Verständigung untereinander komme es zu Missverständnissen. So sagte einmal der Ludwig aus Bayern zu seiner preußischen Liebsten: „Frauke, du gehst mir ab!“ Das „abgehen“ führte bei Frauke allerdings zur Verwirrung.
Der bayerische Dialekt sei schon was Schönes, von der Unesco wurde er zum Kulturgut erklärt und nach einer Playboy-Umfrage schaffte er es auf Platz eins der erotischsten Sprachen. Verneinungen würden im Bayerischen gerne genutzt, es gibt „gscheit bled“, „i mog koa Supp’n ned“ oder „a Supp’n mechat i gar nia ned“, erläuterte die Künstlerin und verwies auf eine weitere Besonderheit: Das Wörtchen „fei“, das so viel bedeute wie ja, doch, gewiss und vieles andere mehr.
Im Buch befasst sie sich auch mit drei Monarchen: König Ludwig I., König Ludwig II. und Franz Joseph Strauß. Wanninger wusste zu berichten, dass Markus Söder von der Wand das Poster von Strauß abgenommen habe und gegen sein eigenes ausgetauscht habe.
Das Kochbuch hat den Stellenwert der Bibel
Essen mag der Bayer recht gerne, das bayerische Kochbuch habe den gleichen Stellenwert wie die Bibel, werde aber öfters in die Hand genommen. Und wenn´s einmal nicht so schmeckt bleibe der Bayer höflich und sagt: „Guad wars scho, oba efta brauchst as ned kocha.“
Musikalisch begleitet wurde Wanninger von Florian Burgmayr, der wiederum namhafter Bühnenmusiker beim Bayerischen Staatsschauspiel ist. Auf der Tuba und dem Akkordeon begleitete er den ununterbrochenen Rededrang von Wanninger.
[Text Sandra Meilinger, Donau-Post; Foto Johann Festner]