Melodien voller Melancholie und Sensibilität
von Johann Festner
„Die Musik ruht in sich selbst!“ Eine zutreffende Definition. Zumindest Produzent Joe Boyd hat die Qualität und Bedeutung der Kompositionen von Nick Drake erkannt, die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre weitab von Kommerz und öffentlicher Aufmerksamkeit entstanden sind. Das Ergebnis seiner Kreativität, das die Gruppe „The Drake´s Progress“ vier Jahrzehnte nach dem Tod des Briten bei einem beeindruckenden Memorial am Samstag bei „K.i.W.“ im Bürgerhaus würdigte, ist allemal bemerkenswert.
Die Melodien voller Melancholie und Poesie, Sensibilität und Sanftmut, die sich zwischen Folk und Jazz bewegen, öffnen die Tür zur Welt der Gefühle, sie sind Fahrkarten zur Reise ins Ich und wirken wie eine friedliche Landschaft, die Entspannung und Entschleunigung ermöglicht. Diese Kunstwerke in Klängen und Rhythmen sind aber auch Spiegelbilder eines bisweilen unglücklichen, sorgenschweren Lebens, das Porträt einer verlorenen Seele, eines jungen Menschen, der sich selbst der Nächste war und der Gesellschaft des Publikums nicht viel abgewinnen konnte.
Nick Drake, der 26 Jahre jung im November 1974 gestorben ist, war leise und still, distanziert, depressiv, scheu und verlegen - wie seine zeitlos milden Lieder, die nichts Aufdringliches, nichts Aufgeregtes beschwert und die vielleicht gerade deshalb reichlich Energie und Vitalität haben.
Die besondere Qualität dieser musikalischen Empfindungen haben Juan Martin Koch (Gitarre, Gesang), Michael Wackerbauer (Cello), Alois Späth (Electronics, Gesang), Florian Heigenhauser (Bassklarinette, Fender Rhodes) und der Brennberger Sänger Klaus Wenk mit Auszügen aus den Alben „Five leaves left“ (1969), „Bryther Layter“ (1970) und „Pink Moon“ (1971) von Anfang an zum Ausdruck gebracht. Bei ihrem Vortrag ist der enge Bezug zum Erbe und zum Wesen des Liedermachers immer spürbar, der in „Fruit Tree“ sein Schicksal darstellt. Anerkennung und Ruhm kommen zu spät.
[Text und Bild: Sepp Raith, Donau-Post]