Klingende Lebensraumwanderung
von Gabriele Hollschwandner
Presseartikel von Heinz Klein - Wörther Anzeiger vom 28.06.2022
An der von einer mächtigen Linde beschatteten Schullehrerkapelle am Ortsausgang stimmten die acht Sänger unter der Leitung von Klaus Wenk Franz Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore steht ein Lindenbaum…“ an und Franz Löffl berichtete von der ökologischen Bedeutung der Linde, die über Gesang, Natur und herrliche Ausblicke – das alles bot eine Lebensraumwanderung rund um Frauenzell 70 Schmetterlingsarten beheimatet und auch den Menschen als heiliger Baum galt.
Die Brennberger Feuerwehr geleitete die Wanderer über die Straße und dann ging’s bergauf zu den Wiesen des Forsthofs, auf denen das Rotvieh, eine alte Rinderrasse, weidet. Angesichts des herrlichen Ausblicks auf Frauenzell und den Vorwald stimmten Reimars Erben „Am schönsten Wiesengrunde“ an, ehe Franz Löffl die Vorzüge einer Beweidung erläuterte und dabei thematisch bis ins Innere eines Kuhfladens vordrang, der Heimstatt vieler Larven und Maden ist, aus denen schließlich Unmengen an Insekten hervorgehen.
SüdOstLink bedroht Idylle
Die Fladen nur einer den Sommer über weidenden Kuh produzieren eine Insektenmasse von etwa 120 Kilogramm, erzählte der Förster dem staunenden Publikum. Der Landwirt Markus Fichtl berichtete kurz über die Vermarktung des Rindfleischs ab Hof und hatte für die Wanderer extra eine Schneise durchs hohe Gras gemäht, um Zugang zu dem wunderbaren Aussichtspunkt zu schaffen. Die Wanderer genossen diese Idylle, die wahrscheinlich bald vorbei sein wird. Hier sollen in zwei Jahren schwere Baumaschinen eine autobahnbreite Bresche schaffen, in der die Stromautobahn SüdOstLink verlegt werden soll, informierte Brennbergs Bürgermeisterin Irmgard Sauerer.
Weiter ging es nun tiefer in den Wald hinein. An einer sterbenden Buche berichtete Franz Löffl vom regen Leben im toten Holz und führte dann zu einem Lebensraum, den der Biber als kleiner Landschaftsarchitekt gestaltet. Löffls Ausführungen endeten in einem lautstark einsetzenden Froschkonzert, das den Beweis antrat, dass in diesem Lebensraum die Welt noch in Ordnung ist.
Gleiches galt für die letzte Station, Franz Löffls eigene artenreiche Blühwiesen, die durch maßvolle Beweidung durch zwei Pferde, zwei Yaks und einige Schafe eine enorme Biodiversität aufweisen. Sogar die in Bayern schon fast vollständige verschwundene Mondraute wächst auf dem bodensauren Magerrasen, und Schmetterlingsforscher Andreas Segerer hatte hier seine helle Freude, als er Schmetterlinge fand, die er im Bayerischen Wald schon für ausgestorben geglaubt hatte.
Schaf hat das letzte Wort
Das achtköpfige Männerensemble stimmte nun das Volkslied „Frisch gesungen“ an, das exakt beim letzten Ton vom Blöken eines Schafes abgelöst wurde, was für viel Gelächter sorgte. Am Rande der Wiese konnten die Wanderer schließlich ihren Durst stillen und Reimars Erben ließen mit „Heimweh“ und den „Abendglocken“ als Zugabe noch ein letztes Lied erklingen, ehe diese Veranstaltung der Gemeinde Brennberg nach knapp drei Stunden zu Ende ging.
Ensemble: Nach längerer Corona-Pause stimmt das achtköpfige Männerensemble „Reimars Erben“ wieder romantische Männerchorlieder unter Leitung von Klaus Wenk an. Neben ihm als Chorleiter sind Albert Neumeier, Willibald, Bernhard und Alois Janker, Edmund Beiderbeck, Hans-Georg Nägelsbach und Gerhard Moser als Reimars Erben zu hören.