Kaiser und Könige zogen einst durch Pfatter

Kaiser und Könige zogen einst durch Pfatter

von (Kommentare: 0) Vortrag von Josef Fendl

[...] Josef Fendl spannte bei seinem Vortrag einen Bogen vom Ursprung der Begriffe „Straße“ und „Weg“ über die Steinzeit, Kelten, Römer und Ungarn bis zu illustren Persönlichkeiten des Mittelalters, den Minnesängern und den Salztreidlern. Durch die Lage an der Donau, einer der wichtigsten Wasserstraßen Europas, sowie einer der bedeutendsten Fernstraßen aus der Römerzeit (auch Kaiserstraße zwischen Frankfurt und Wien) habe schon seit jeher ein reger Austausch mit verschiedenen Völkern und Kulturen stattgefunden.

Viele Fremde seien – mal mehr, mal weniger friedlich - durch den Ort gezogen. Den Römern habe die Donau als „nasser Limes“ zur Abschottung gegen die Germanen gedient. Lange wäre ein römisches Lager auf halbem Weg an der Straße zwischen Castra Regina (Lager am Regenfluss, heute Regensburg) und Sorviodurum (Straubing) vermutet worden, eine neuere Luftbildaufnahme beweise eine römische Siedlung am Damm östlich von Pfatter.

„Die geografische Lage in der Mitte zwischen Regensburg und Straubing war entscheidend für die Entwicklung des Dorfes“, so Fendl, denn einst hätte die Reise zwischen beiden Städten zwei Tage gedauert.

Viele Völker zogen durch

Eine durch die jetzigen Flüchtlingsströme gut nachvollziehbares, den Missernten geschuldetes Phänomen der Völkerwanderung um 300-400 n. Chr. habe sicher auch Volksstämme wie Goten, Hunnen und Vandalen durch Pfatter geführt.Awaren, ungarische Soldaten, Kreuzritter, venezianische Händler, französische Emigranten und napoleonische Truppen folgten. Die Schiffe auf der Donau seien „direkt hinterm Lermer Franz seim Anwesen an Pfatter vorbeizogn“ - bis vor etwa 300 Jahren floss der Strom nämlich unmittelbar entlang des Dorfes (jetziges Altwasser). Im Jahr 1201 habe der Tross des Grafen von Bogen auf seinem Weg zur Erhebung der Gebeine der Hl. Kunigunde in Bamberg Station im Donaudorf gemacht.

Die zu Pfatter gehörende Einöde Seppenhausen beherbergte 1546 mit Kaiser Karl V. eine hochkarätige Persönlichkeit. Als Pfalzgraf Ottheinrich von Neuburg a.d. Donau 1532 gegen die Türken ziehen wollte, reiste er – als sein eigenes Gefährt zerbrach - von Regensburg bis Pfatter auf einem Mistwagen. In Passau war sein Kriegszug schon zu Ende, wegen des Winters hatte „das gantz kriegsvolck urlaub“. Ein Winterquartier der Soldaten, auch in der Zeit des 30-jährigen Krieges, brachte für die Dörfer stets große Not durch Plünderungen und andere schreckliche Taten. Ein raues Volk seien auch die Salztreidler gewesen, die die Schiffe mit dem weißen Gold mit Pferden flußaufwärts zogen und an der Nikolakirche in Pfatter Rast gemacht hätten. Sogenannte Flutermänner hätten Baumstämme aus dem Bayerischen Wald vom Regen über die Donau nach Wien gebracht.

Eine plötzlich ausgebrochene Epidemie habe Pfatter im Jahr 1613 um das Prädikat gebracht, einem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Matthias II, ein Nachtquartier im Schloß Pfatter (an Stelle des heutigen Anwesens Karl Scheuerer) zu richten. Erhaltene Aufzeichnungen des Wächters vom Ostentor in Regensburg aus dem Jahr 1763 zeigen, welche kuriosen Zeitgenossen von Pfatter kommend in die Stadt zogen, beispielsweise „Mrs, Bouliett, ein Sprachmeister von Mons (per Wagen), Lorentz Moritz, ein Pomadenhändler von Schwabach (zu Fuß), Mrs. Fait, Büchsenspanner bei dem kayserl. Herrn Obristfalkenmeister (per Calesch) oder Jacobus Reichl, Hochfürstlich Taxischer Eyerlieferer (zu Fuß).“

Monströse Krönungsreise

Im Jahr 1764 erlebten die Pfatterer die monströse Krönungsreise Josephs I. nach Frankfurt, mussten dabei doch an jeder Poststation – die ja auch Pfatter war – 450 Pferde gewechselt werden. Kaiserin Maria Theresia schipperte an Pfatter vorbei, der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt reiste durch Pfatter, der bedeutende Romantiker Joseph von Eichendorf nächtigte im Dorf bei einem „dicken Wirt“. 1908 sei in Pfatter die erste Motorpostlinie eingerichtet worden, 1929 habe man die Bundesstraße 8, die damals noch durch den Ort führte, asphaltiert. [...]

[Donau-Post]

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