„Jessas, war‘s in Brennberg schee“
Wirtshauslieder und Märchen prägten Sitzweil
Schönwerth-Abend fand im Spital statt – Am Samstag Eröffnung einer Ausstellung (Donau Post 03.05.2014)
Brennberg. (gf)
Lustig und fidel ging’s am vergangenen Wochenende im Spital in Brennberg beim Schönwerth- Abend in Verbindung mit einer richtigen Oberpfälzer Sitzweil zu. Mit Gesang, Wirtshausliedern und Märchen verbrachten viele Gästen aus nah und fern gemeinsam einen unterhaltsamen und schönen Samstagabend.
Die Wirtshauslieder als altes bayerisches Kulturgut zu erhalten, dies hat sich Dr. Adolf Eichenseer auf die Fahnen geschrieben. Noch als Bezirksheimatpfleger hat er mit dem Sammeln und Aufschreiben von alten Wirtshausliedern begonnen und als Bücher herausgegeben. Entdeckt hat er dabei alte Handschriften von Dorfmusikanten und auch manche Texte und Melodien, die einfach auf Bierdeckeln notiert wurden. Charakteristisch sind die eingängigen Melodien und die Texte, die oft unter die Gürtellinie gehen. Nun, in seinem Ruhestand – so der gesellige Erzähler – könne er nun endlich auch die ausg’schaamten Lieder singen und hat diese längst auch schon als Buch herausgegeben. Doch nur mit dem Sammeln und Herausgeben gibt er sich nicht zufrieden: Vielmehr sollen die alten Lieder wieder gesungen werden und er will auch die Geselligkeit und das Wirtshaussingen wiederfördern.
So ist er seit einigenJ ahren mit seiner Frau Erika unterwegs. Während er die alten Wirtshausliedersingt, erzählt sie von unbekannten Märchen. Mit Essen, Trinken, Erzählen und viel Lachen verbrachten so auch am Samstag im Spital zahlreiche Gäste den Abend, wobei das Spital von oben bis unten Gäste beherbergte. Nicht nur die beteiligten Sänger und Erzähler wechselten sich in den einzelnen Räumen ab, auch die Gästerückten immer näher zusammen und schauten mal am Dachboden, was gerade los war, oder im neuen Gastzimmer im 1. Stock oder im Erdgeschoss.
Laut und kräftig wurden die Wirtshauslieder gesungen, deren Texte eingängig waren oder in einer kleinen Handreiche ausgeteilt wurden. Für Überraschung sorgten dabei auch die „Brennberger Buam“, die bei den Gästen besonders gutankamen. Die beiden jungen Burschen Christoph und Kevin sangen wie die Alten und vor allem auch die alten Wirtshauslieder wie „s’BayerischeBier“ oder „Ein junger Herr“. Und auf den Mund gefallen sind beide nicht, so dass keine Langeweile aufkam.
„Jessas is in Brennberg schee“ –ganz nach dem gleichlautenden Lied „Jessas is im Wirtshaus schee“, klang von oben herunter und von unten kam derweil ein „Prost, prost,prost….“ Dazwischen gab es alte schöne Weisen von den „Brennberger Sängern“, die in bewährter Weise von Sonja Kreiml auf dem Akkordeonbegleitet wurden. Dies wiederum freute Dr. Eichenseer umso mehr, da sie eine Enkelin dessen ist, von dem er viele Wirtshausliedererfahren hatte. „Oft war i en Brennberg und teuer is mi a kumma! Weil vor 10 Uhr ist net g’sunga woarn und a dann hat man den Musikantenerst ein Bier zahlen müssen, bevor’s los g’legt hom“, erzählte Dr. Eichenseer sehr zur Belustigung der Gäste.
Besonders begeistert ihn, dass in den Wirtshausliedern das ganze Leben der Oberpfälzer aufgeschrieben ist, von der Wiege bis zur Bahre, für alles gab es ein entsprechendes Lied. Ein weiterer Gewährsmannalter Wirtshauslieder war stets der Brennberger Gastwirt Heiner Weigl. Ihm zu Ehren sang man den „Sperling“ und das „Kanapee“. Ebenfalls für die Geschichte interessiert sich Erika Eichenseer, allerdings liebt sie mehr die alten Märchen. Durch glückliche Umstände entdeckte sie die vielen Märchen von Franz Xaver Schönwerth, der über 500 Geschichten mit einer besonderen Sorgfalt aus der ganzen Oberpfalz zusammentrug. Der gebürtige Amberger ging seinem Hobby auch später nach, als er längst zu Diensten des Königs in München war. Leider wurden diese wundervollen Märchen, die jedoch in der damaligen Zeit nicht für Kinder, sondern für Erwachsene gedacht waren, nicht aufgeschrieben. Die Märchenforscherin und Märchenerzählerin Erika Eichenseer trug diese Schönwerth-Märchen zusammen und gab sie in einem Buch mit dem Titel „Prinz Roßzwifl“ heraus.
Beim geselligen Abend im Spital las sie nicht aus dem Buch, sondern erzählte die Geschichten in ihrer ganz speziellen Erzählkunst frei von der Leber weg und schmücktes ie entsprechend aus. Ein alles in allem gelungener Abend, waren sich Musikanten, die sich natürlich im Laufe des Abends musikalisch vereinigten, wie auch die Besucher einig. Die nächste Veranstaltung im Spital ist am Samstag, 10. Mai, wenn um 19 Uhr die Ausstellung vom ungarischen Illustrator und Karikaturisten Ferenc Szénási eröffnet wird. Auch hierzu sind wiederG äste aus nah und fern willkommen. Die „Brennberger Buam“ begeisterten die Leute mit ihrer frechen Art. – Immer ein besonderer Ohrenschmaus sind die Brennberger Sänger, die ebenfalls im Spitalmit auftraten. – Erika Eichenseer erzählte in ihrer unnachahmlichen Art verschiedene Schönwerth-Märchen. Die Erhaltung der Wirtshauslieder liegt dem früheren Bezirksheimatpfleger besonders am Herzen und zieht daher mit seiner Frau im Lande umher und singt mit den Leuten die alten Lieder.
„Jessas, war‘s in Brennberg schee“