Die Stadtkapelle hat die Schlossfestspiele Wörth mit einem eindrucksvollen Konzert eröffnet

von Johann Festner

Filmische Klangwelten

Ein warmer Sommerabend, reges Treiben der 350 erwartungsfrohen Zuhörer im Schlosshof, als ein Trommelschlag den Auftakt der „neuen“ Schlossfestspiele markiert. Die mehr als 40 Musiker der Stadtkapelle Wörth und Dirigent Georg Kulzer ziehen durch die Reihen des Publikums ein, um sich auf der Bühne zu versammeln.

Bekannte Melodien aus Film- und Musicalklassikern erfüllen den Schlosshof, der sich in einen Konzertsaal unter freiem Himmel verwandelt. Und es bis zum kommenden Wochenende noch bleiben wird.

Tradition wiederbelebt – neue kreative Ansätze

Vor dem ersten Ton haben Bürgermeister Josef Schütz und die Kulturbeauftragte Lena Schöberl die Gäste willkommen geheißen. Schütz dankte den vielen helfenden Händen, ohne die die Wiederbelebung der Schlossfestspiele nicht möglich gewesen wäre, allen voran Lena Schöberl für die Hauptorganisation. Auch richtete er seinen Dank an den Arbeitskreis Kultur, den Bauhof, die Catering-Teams, weitere besonders Engagierte wie Johann Festner, Bernhard Lohmeier, Ludwig Eiglmeier und viele andere.

[...]Schöberl nimmt das Publikum mit auf eine Zeitreise: „Zwischen 1952 und 1969 schlugen die Schlossfestspiele hier ihre Wurzeln, voller Leidenschaft und Elan, und zogen Gäste aus nah und fern an.“ Heute wolle man an diese Tradition anknüpfen, aber neue kreative Wege gehen: „Vielfältig und regional, das ist unser Motto. Es bringt regionale Talente wie die Stadtkapelle, das Kolpingtheater, die Mitwirkenden der Wörther Passion oder Puppenspielerin Tanja Schnagl zusammen mit prominenten Künstlern wie Johanna Bittenbinder und Toni Lauerer. Das Programm reicht von Musik, Theater und Tanz bis hin zu Kunst, Führungen und die Ausstellung von Artefakten der damaligen Festspiele in der Schlosskirche.“ Sie erinnert an Karl Frank, „den geistigen Vater der Schlossfestspiele, der den Funken gezündet hat und der heute überspringt“.

Eine Reise durch Film und Musical

Schon die ersten Fanfaren der „Appalachian Ouverture“ von James Barnes erfüllen dann den Schlosshof und malen Klangbilder der nordamerikanischen Bergwelt. Kraftvolle Blechbläserakkorde, die sich weiten wie Panoramen, von den Holzbläsern zart umrahmt. Auf der LED-Leinwand neben der Bühne rauscht ein Wasserfall, während eine leichte Sommerbrise durch den Zuschauerraum im Hof weht – gleich einem 4D-Kinoerlebnis.

Mit „The Greatest Showman“ unter Leitung von Antonia Irrgang wechselt der Klang in ein buntes musikalisches Spektakel. „Für jeden ist Platz auf der Bühne“, kündigen die Moderatoren Lea Ebner (Klarinette) und Vorsitzender Simon Müller (Trompete) an. Genau das untermauern bekannte Titel wie „This is Me“ und feiern die Vielfalt. Mächtig und episch erklingen die ersten Takte aus John Williams’ „Star Wars: The Rise of Skywalker“. Schlagwerk und Blech entfalten einen orchestralen Sog, „Rey’s Theme“ leuchtet mit schwebender Leichtigkeit, bevor beim ikonischen „Imperial March“ mit seinen scharf geschnittenen Blechbläserfiguren Filmmusikfreunde auf ihre Kosten kommen.

Besonderen Applaus erntet die neu gegründete Jugendformation Young Brass aus gut 20 Nachwuchsmusikern. Ihr Programm: das rockige „Pirates of Rock“ von Markus Götz – abenteuerlich und voller treibender Rhythmen –, das jazzig-groovige „Peter Gunn“, ursprünglich eine Titelmelodie der gleichnamigen US-Krimiserie der Fünfzigerjahre, und eine leidenschaftliche Interpretation von Queens „Bohemian Rhapsody“.

Mit „Circle of Life“ von Elton John kehrt die Stadtkapelle zurück auf die Bühne und fasst den Lebenskreis des Löwen Simba in Musik. Nostalgische Freude bringt der „TV-Kultabend“ von Manfred Schneider, der eine ganze Generation von Fernsehmomenten aufleben lässt: von der „Lindenstraße“ über „Herzblatt“ bis „Wetten, dass…?“. Durch die Reihen huscht hier und da ein „Ah, ja“, die Nachbarin wird angestupst. Schmunzeln, ein zustimmendes Nicken. Nach einer Pause spannt „James Bond 007 Selections“ einen musikalischen Bogen aus Agentenklängen, bevor das „Aladdin Medley“ von Alan Menken das Publikum in eine fantastische, orientalische Welt entführt: vom schwungvollen „Friend Like Me“ über zu „Prince Ali“ bis zum verträumten „A Whole New World“.

In der Westernhymne „The Magnificent Seven“ von Elmer Bernstein galoppieren die Trompeten gleichsam durch die Prärie, begleitet von wuchtigen Rhythmen und einem Hauch von Wildwestkino.

Es folgt einer der emotionalen Höhepunkte: „Gabriella’s Song“ von Stefan Nilsson. Eine Hymne auf Freiheit und Lebensmut, deren Intensität viele Zuhörer sichtlich bewegt. Den Schlusspunkt setzt „Elvis – The King“, ein anspruchsvolles Medley mit Hits wie „Suspicious Minds“ und „Can’t Help Falling in Love“. „Let’s rock!“, ruft Moderatorin Lea Ebner.

Simon Müller bedankt sich schließlich bei allen Unterstützern und vor allem den beiden Dirigenten für die Auswahl der Stücke und die vielen, geduldigen Proben. Filmklassiker und Disneymusik zu spielen, sei für viele schon lange ein Traum gewesen, der nun wahr wurde.

Dirigent ist zufrieden

Dirigent Georg Kulzer zieht nach dem Konzert ein zufriedenes Resümee: „Wir sind ein Laienorchester, das sich seinen Zielen Schritt für Schritt nähert. Am herausforderndsten war wohl Elvis mit Improvisation, Swing, Solos, Off-Beat-Rhythmen. Aber genau darum geht es: Grenzen ausloten und gemeinsam wachsen.“ Sein persönliches Highlight: die Ouvertüre. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Musikern funktioniere, in jedem Register seien herausragende Musiker. Als Musikverein wolle man eben nicht nur Polka und Marsch bieten. Nach zwei Zugaben, dem Kaiserin-Sissi-Marsch und der Weinkeller-Polka, begleitet die Kapelle langer Applaus von der Bühne. Was bleibt, ist die Lust auf mehr. Eine Festspielzeit, die dem Motto gerecht wird: vielfältig und regional, offen für Begegnungen und getragen von der Begeisterung derer, die sie möglich machen.

[Text und Bild: Bettina Dums, Donau-Post]

 

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