Die Frau mit der „Fingerspitzenlösung“
von Daniela Eigenstetter
Christine Eixenberger
Die Frau mit der „Fingerspitzenlösung“
Christine Eixenberger begeistert mit ihrem Programm in Rettenbach.
Die Zuschauer klatschen sie zu einer Zugabe auf die Bühne.
Von Peter Barstorfer-Klein, Mittelbayerische Zeitung, 12.Dezember 2018
„Akkurat ist nicht so gut!“, meint Christine Eixenberger in ihrem Lied.
Rettenbach.Ein kabarettistisches Highlight hatte das Rettenbacher Kultur am Höllbach-Team mit dem Auftritt von Christine Eixenberger angekündigt und wahrlich nicht zuviel versprochen. Denn die junge Künstlerin aus Schliersee begeisterte mit ihrem neuen Soloprogramm „Fingerspitzenlösung“ mit tollen Texten und mitreißender Bühnenshow das Publikum im Rettenbacher Hof von der ersten bis zur letzten Minute.
„Servus, Rettenbach, geht’s Eich guad?“, begrüßte Eixenberger die Zuschauer. Sie selbst hatte „ja eine ziemlich schwere Zeit gehabt“, erzählte sie, gesundheitlich angeschlagen war sie gewesen, habe gelitten, schlimmer als bei einer „Männer-Grippe“. Da sei es dann auch wieder aufgekommen, dieses „Warum ich?“-Gefühl. Das könne einen schon oft überkommen, so „wie wenn du als Frau allein beim Sigi an der Bar sitzt“. Oder bei der dritten Kollision mit einer Wildsau. Da sei sie dahingefahren, erzählte Eixenberger, und plötzlich habe es einen Knall gegeben. Wie wenn eine Biogas-Anlage explodiert. Oder „wie wenn ein gwamperter Viertklässler beim Sport-Unterricht ned übern Bock kommt“, erinnerte sich die studierte Grundschullehrerin.
Die Sache mit dem Handy
Nachdem die Kabarettistin kurz die Bühne verlassen hatte, weil bei einem Mann im Publikum das Handy geklingelt hatte und sie das Bedürfnis verspürte, ihn mit einem netten „Schatzi, magst Du mir’s geben und nach dem Unterricht wieder abholen?“ zu ermahnen, kehrte sie zu ihrem Bericht vom Wildsau-Crash zurück. Glücklicherweise hatte sie ihren „Erste-Hilfe-Koffer gegen Schock“ dabei, prall gefüllt mit Süßigkeiten und ein paar Flaschen Pikkolo.
Und dann konnte sie ihren Partner anrufen, den „Ding“. Sie hatte nämlich festgestellt, dass, wenn sie ihn abstrahiert, er ihr nicht mehr so leicht auf die Nerven geht. Nervig seien auch die Radlfahrer, die fahren wie die Wilden und rumklingeln. Das seien übrigens dann „Preißn“. „Denn ein bayerischer Radlfahrer klinglt ned, fährt di‘ zsamm‘ und sagt dann „Obacht!“, weiß Eixenberger aus Erfahrung.
„Taxifahren in Berlin kostet mehr als nur Benzin und fordert mentale Disziplin.“
Christine Eixenberger
Ein heikles Thema ist laut Eixenberger auch Urlaub. Menschen ihrer Generation machten ja nicht Urlaub, sie gingen auf Reisen. So wie ihr jüngerer Bruder. Jüngere Geschwister raubten dir auch die Liebe der Eltern. Deshalb hätte sie ihren Roberti zu Beginn gerne ums Eck gebracht. Doch sie habe auch ihren Urlaubs-Kick gefunden: „Taxifahren in Berlin“. Das koste mehr als nur Benzin und fordere mentale Disziplin, erklärte Eixenberger dem Rettenbacher Publikum in ihrem Lied.
Als sie nun aber doch in den Urlaub wollte, habe sie zusammengepackt – nur das Nötigste, einen Pikkolo natürlich auch – und habe sich für eine ökologische Anreise zum Münchner Flughafen entschieden: mit der Bayerischen Oberlandbahn. Prompt blieb der Zug dann mitten in der Pampa stehen. Und Eixenberger wurde das Opfer ihres „gschissnen Erziehungsvirus“, zumal sich die „Spielvereinigung Sangria“ mit im Abteil befand.
Langeweile kenne sie generell nicht, erklärte sie. Sie könne ja jederzeit zum Edeka-Markt in Miesbach zum Einkaufen gehen. Besonders amüsant sei da, wenn die Kassiererin den nichtbayerischen Kunden ihre Treuepunkt anbietet: „Sammln Sie Bapperl?“
Ü30 bleibt man
Doch zurück zum Wellness-Urlaub, in den Ruheraum der Sauna. Ruhe-Raum, das sei ein Begriff, der in der Regel ad absurdum geführt werde, kritisiert Eixenberger: „So wie Leberkaas, ohne Leber und Kaas. Oder wie CSU.“ Wenn der „Schweige-Fuchs“ nicht mehr hilft, stehe immer noch das „Schweige-Einhorn“ parat – das werde ganz einfach mit dem Mittelfinger gebildet. Sonst hätte man ja nur noch Angst. Angst vor irgendwas.
Darum gebe es ja jetzt auch „Social Freezing“. Hätte da die schockgefrostete Heidi Klum kein Foto mehr? Oder könnte kein Silikon-Baron mehr helfen? Und – eigentlich sei der 30. Geburtstag ja gut, denn Ü30 bleibe man sein Leben lang“, versicherte Christine Eixenberger dem Rettenbacher Publikum, das die Kabarettistin im Anschluss noch zu einer Zugabe auf die Bühne klatschte.
Foto: Barstorfer-Klein