Auch im Bürgersaal ist wieder Kultur geboten

von Johann Festner

Nicht nur im Freien, sondern auch im Bürgersaal kann Kultur in Wörth wieder Konzerte anbieten. Den Anfang machte am Samstagabend das Hanika-Trio, das eine Mischung aus Kammermusik und Liedermachertum zum Besten gab. Es erklangen ernste, poetische und zum Teil auch politische Lieder, die Frontfrau Miriam Hanika selbst geschrieben hat.

„Wir sind alle froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagte Kultur-in-Wörth-Sprecherin Marion Weickl eingangs. Miriam Hanika konnte das voll unterstreichen. Wie sie im Gespräch mit der Donau-Post erzählte, liegt der letzte Auftritt acht Monate zurück. In der Zwischenzeit habe es zwar das eine oder andere digitale Konzert gegeben, aber das sei einfach nicht dasselbe.

Auf der Bühne ließ Hanika ihrer Freude dann freien Lauf. „Das ist heute ein ganz, ganz besonderer Abend“, sagte sie. „Die letzten acht Monate waren die längste Zeit, in der ich nicht auf der Bühne stand, seit ich Musik mache. Es ist jetzt einfach wichtig, dass es weitergeht.“

Hanika spielt Oboe und Englischhorn. Begleitet wird sie von Katharina Khodos am Klavier und Shoko Matsuyama am Cello. Diese Mischung kam in den Instrumentalstücken sehr gut zur Geltung, zum Beispiel im verträumt und nachdenklich anmutenden Stück „September“. In einigen Stücken sang Hanika, ihre glockenhelle und intensive Stimme fand beim Publikum im wahrsten Wortsinn großen Anklang.

Ein vermeintliches Lied über Corona

Viel Applaus gab es zum Beispiel für das Lied „Gemeinsam Einsam“. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es ein Corona-Lied ist“, erklärte Hanika, „ist es aber nicht, ich habe es schon vor eineinhalb Jahren geschrieben.“ Das Stück wirft die Frage auf, ob wir unser Leben eher abgeschottet und allein verbringen – oder zusammen. „Eine endgültige Antwort habe ich nicht gefunden, so ist das in vielen meiner Lieder“, sagte Hanika.

Eine politische Botschaft steckt in dem Stück „Der Astronaut“. Es geht um einen Raumfahrer, der vom Weltall aus auf die Erdkugel hinabblickt und dabei erkennt, dass von hier oben alles eins ist und dass keine Grenzen, Zäune oder Mauern sichtbar sind. Hanika hat das Lied unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise geschrieben. Sie habe sich damals mit einem eng befreundeten Musiker, den sie sehr geschätzt habe, entzweit, sagte sie – „wir sind danach nie wieder zusammen aufgetreten und haben nie wieder gesprochen“. Die Flüchtlingsfrage habe viele Familien und Freundeskreise gespalten, es sei einfach ein unglaublich emotionales und kontroverses Thema, sagte Hanika. „Wir kommen ja aus München, wir haben die Menschen gesehen, die am Hauptbahnhof angekommen sind – und dazu kann man eigentlich nur eine Meinung haben.“

Eine politische Aussage verbirgt sich auch hinter dem Lied „Der Wahrheitssucher“. Es geht darum, dass im Grunde jeder nach der Wahrheit sucht, dass es aber die alleinige, die absolute und hundertprozentige Wahrheit nicht gibt.

Gefühlvoll ist das Stück „Zwei Boote“. Obwohl sie ungefähr schon 40 Lieder geschrieben und aufgenommen habe, habe sie eigentlich noch nie ein Liebeslied geschrieben, sagte Hanika. „Zwei Boote“ war die erste und einzige Ausnahme. Hanika hat das Stück eigentlich für die Hochzeit eines befreundeten Paares geschrieben, weil ihr politische Lieder für diesen Anlass unpassend erschienen. „Ich habe das Lied aber letztendlich gar nicht für das Paar geschrieben, sondern für mich, für meinen Freund, denn nur das habe ich ja selbst erlebt“, erklärte sie.

Die Zuschauer im Bürgersaal, die auf zugewiesenen Stühlen mit Abstand saßen und die Maske am Platz abnehmen durften, belohnten die Darbietung des Trios mit reichlich Beifall.

[Text und Bild: Simon Stadler, Donau-Post]

Zur Übersicht